Samstag, 24. Mai 2014

Dänemarks Erfahrung mit negativen Zinsen

Die dänische Zentralbank (DNB) hat zwischen dem 5. Juli 2012 und dem 24. April 2014 einen negativen Einlagenzinssatz  eingesetzt. Es handelt sich dabei um eine aussergewöhnliche Massnahme. Denn die Banken mussten für die Einlagen (i.d.R. für die Laufzeit von 7 Tagen), die sie bei der DNB deponieren, eine Art Gebühr zahlen.

Pia Hüttl befasst sich in einem lesenswerten Artikel mit den Auswirkungen der negativen Zinsen auf den Wechselkurs der dänischen Krone (DKK) und die Finanzmärkte Dänemarks.

Dänemark ist seit 1973 Mitglied der EU und ein Teil des europäischen Wechselkursmechanismus (ERM II). Das Wechselkursabkommen legt eine maximale Bandbreite von +/- 15% um den Kurs von DKK zum EUR fest. Dänemark hat jedoch eine engere Bandbreite von +/- 2,25%.

Die DNB verwendet Geldpolitik (Zinssenkungen und/oder Zinserhöhungen) und interveniert am Devisenmarkt (durch Kauf und Verkauf von DKK gegen den EUR),  um den Kurs der Landeswährung stabil zu halten.

Die Investoren haben im Sog der Lehman-Pleite von Mitte 2011 bis Mitte 2012 so verstärkt auf Dänemarks Währung als sicheren Hafen als Hedge gegen einen eventuellen Verfall des EUR zurückgegriffen, dass die DNB die Zinsen hat weiter senken müssen. Aufgrund der Interventionen der DNB am Devisenmarkt haben sich die Währungsreserven Dänemarks in diesem Zeitraum verdoppelt.

Im Angesicht des zunehmenden Wachstums der Kapitalzuflüsse hat die DNB im Juli 2012 zum ersten Mal offiziell negative Zinsen eingeführt. Das primäre Ziel war, die enormen Kapitalzuflüsse nach Dänemark zu unterbinden.

Die DNB hat zugleich die Obergrenze für die Sichtguthaben (d.h. Giroguthaben, current account), die die Banken bei der DNB als Mindestreserve hinterlegen, erhöht. Dadurch wurde der Anreiz für die Banken gesteigert, Liquidität bei der DNB zu hinterlassen, um die Schwankungen um die Liquidität besser unter Kontrolle zu bringen.

Mit dem negativen Einlagenzinssatz ist das Volumen der Liquidität in Certificates of Deposits zurückgegangen, während die Liquidität, die bei der DNB via current account gehalten wurde, gestiegen ist.

Die unmittelbarste Auswirkung der negativen Zinsen war, dass der Zufluss des Kapitals nach Dänemark limitiert und die Aufwertung der DKK gestoppt worden ist.
Die Beweise legen nahe, dass die Einführung der negativen Zinsen nicht zu Zinsänderungen für Kleinkunden (retail interest rates) geführt hat. Es gab auch keinen Anstieg der Kreditvergabe durch die Banken. Die DNB konnte damit den Einlagenzinssatz von -0,2% auf -0,1% im Januar 2013 und schliesslich auf +0,05% im April 2014 erhöhen.

Die Sorge, dass die Banken versucht sein könnten, die Negativzinsen an eigene Einleger weiterzuleiten, dadurch dass sie die Kreditzinsen erhöhen würden, hat sich nicht bewahrheitet. Die Kreditvergabe der Banken im Unternehmen-Sektor hat sich von 2012 bis 2013 nur geringfügig zurückgebildet.

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