Freitag, 12. März 2010

Steigende Staatsverschuldung: Die Büchse der Pandora?

Das amerikanische Haushaltsdefizit ist im Februar auf einen Rekordwert von 221 Mrd. $ gestiegen, wie das Schatzamt am Mittwoch mitteilte. Annualisiert beträgt das Budgetdefizit nun 652 Mrd. $ und macht rund 10,5% des BIP aus. Während die Staatsausgaben um 17% (y-o-y) gestiegen sind, haben die Staatseinnahmen um 23% (y-o-y) zugenommen. Ändert sich indes nichts, schätzt das CBO das Fiskaldefizit für 2010 auf 1'380 Mrd. $. Das heisst 9% der Wirtschaftsleistung. Die Schulden-Quote dürfte laut CBO von derzeit 60% auf 65% im Jahre 2011 zulegen. Defizit-Falken und Mainstream-Ökonomen warnen nun vor Inflationsrisiken. Sie malen den Teufel an die Wand: „Die Schuldenspirale werde ausser Kontrolle geraten“. Die sich verschlechternde Finanzlage im öffentlichen Sektor werde die globale Wirtschaft belasten, lautet die Behauptung. Trotz der kräftig steigenden Staatsschulden bleiben aber die Renditen von Anleihen in den betroffenden Ländern relativ niedrig. Paul Krugman erinnert daran, dass die Staatsschulden in den USA gemessen am BIP nach dem Zweiten Weltkrieg mit 110% sogar noch höher lagen. In der Vergangenheit gab es Länder (siehe Grossbritannien), die eine höhere Verschuldung (über 200%) ohne „default“ bewerkstelligen konnten.


Grossbritannien, Netto-Staatsverschuldung, Graph: Courtesy of Prof. Paul Krugman

Nebenbei bemerkt: Es war im Falle von Grossbritannien kein Kriegszutand: Im 20. Jahrhundert gingen die britischen Staatsschulden erstmals im Jahre 1921 auf 150% des BIP, und die Schuldenquote kam nicht bis 1937 unter die Marke von 150%. Wichtig ist laut Krugman, den realen Wert der Schulden zu stabilisieren. Darüber hinaus ist davon auszugehen, dass der Optimismus oder der Pessimismus über einen default-Fall (Zahlungsverzug, -Ausfall) auch eine Rolle zu spielen scheint.

Man darf nicht nur auf die Schulden eines Landes (oder Unternehmens) schauen, sondern muss auch die Vermögenswerte berücksichtigen. Das könnte auch dazu beitragen, die Falken im Finanzsektor zu beruhigen, die über die staatlichen Ausgaben alarmiert sind, schreibt Joseph Stiglitz in seiner Kolumne („The Dangers of Deficit Reduction“) in Project Syndicate. Man soll sich nicht auf das Defizit von heute konzentrieren, sondern auf die langfristige Staatsverschuldung, so Stiglitz. Ausgaben, insbesondere als Investitionen in Bildung, Technik und Infrastruktur können tatsächlich langfristig zu einer Reduzierung der Defizite führen, so Stiglitz.

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