Montag, 29. März 2010

Gregory Mankiw plädiert für Demut vor Finanzbranche

Greg Mankiw befasst sich in einem merkwürdigen Essay („Trying to Tame the Unknowable“) in New York Times mit der Frage, was getan werden kann, um zu verhindern, dass eine solche Finanzkrise wieder passiert. Er argumentiert, dass „wir nichts tun können“. Wenn die jüngsten Ereignisse Ökonomen und Politiker etwas gelehrt haben, dann sei es die Notwendigkeit für Bescheidenheit (Demut). Mankiw, der von 2003 bis 2005 den ehem. Präsidenten George W. Bush in Sachen Wirtschaft beraten hat, hält fest: (1) Wir können die Wirtschaft nicht sehr gut prognostizieren und (2) Wir können Finanzinstitute nicht sehr gut regulieren. Dennoch ist Mankiw, Wirtschaftsprofessor an der Harvard Universität, der Meinung, dass „wir bestimmt auf eine bessere Finanzregulierung abzielen sollten“. Aber wie? Durch „mehr Transparenz, mehr zielgenauere Risikoeinschätzung und höhere Kapitalanforderungen“, so Mankiw. Zudem erklärt er, dass Derivate sich nicht regulieren lassen und auch das Instrument „Living Wills“ (d.h. die Festlegung von Insolvenzszenarien, meine Erläuterung) nichts taugt. Als einziges nützliches Instrument sieht Mankiw „contingent debt“, d.h. contingent capital.

Mankiw hat im Grunde genommen nichts dagegen, dass weiter dereguliert, entstaatlicht und gezockt wird. Auch Alan Greenspan, der von Mankiw hier zitiert wird, folgt genau den Maximen dieser Denkschule. Als Anhänger der Schumpeter’s Theorie der „schöpferischen Zerstörung“ hat der ehem. Fed-Chef nichts gegen die Entstehung eines Schatten-Bankensystems unternommen. Ahnungslose Bürger wurden mit Lockvogelzinsen hemmungslos in den Subprime-Markt verführt. Das alte, vernichtete Kapital wird halt durch das neue Kapital ersetzt. Nach dem Motto: Es gibt Zyklen von „Boom and Bust“. Ob dabei eine Wertschöpfung stattfindet, scheint nicht so wichtig zu sein.

Als Hauptursache der Finanzkrise sieht Mankiw Fannie Mae und Freddie Mac. Den Staat als einen zuverlässigen „watchdog“ zu betrachten, hält Mankiw für einen tragischen Fehler. Sein Fazit: „Wir sollten für künftige Finanzkrisen planen, die zu einem unbekannten Zeitpunkt, aus unerfindlichen Gründen auftreten“. Mankiw fügt hinzu: „Und wir sollten uns mit besseren Werkzeugen aufrüsten, um dann aufzuräumen“. Heisst das, dass erst nach dem Platzen einer Spekulationsblase eingegriffen werden sollte? Kein Wunder, dass Barry Ritholtz Mankiws Abhandlung als „intellektuelles Detritus“ (geistiger Bohrschlamm) bezeichnet.

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