Sonntag, 14. März 2010

Expansive Fiskalpolitik: Warum Banken Staatsausgaben hassen

In der in diesem Blog kürzlich zitierten Abhandlung in Nation beschreibt Prof. James Galbraith die zwei Wege, wie Wirtschaftswachstum erzeugt werden kann. Entweder durch Staatsausgaben oder durch Kreditvergabe der Banken. Das heisst, entweder öffentliches Defizit oder Privatkredite. Das öffentliche Haushaltsdefizit ist eigentlich für Privathaushalte trotz des schlechten Rufes viel besser als Privatkredite. Defizite legen das Geld in die Taschen der Bürger. Private Haushalte verfügen damit über mehr Cash. Sie können es ausgeben, wie sie wollen. Wenn sie wollen, können sie damit Staatsanleihen kaufen oder ihre Schulden zurückzahlen. Das nennt man „net financial wealth“. Während also private Haushalte von Staatsausgaben profitieren, haben die Banken nichts davon. Das erklärt die Phobie der Wall Street und Mainstream-Ökonomen, so Galbraith. Banken mögen aus Konkurrenzgründen keine Haushaltsdefizite.

Wenn eine Bank einen Kredit vergibt, steigt der Cashbestand in privaten Händen an. Aber der Cash wird nicht frei und klar besessen. Denn es gibt eine vertragliche Verpflichtung, Zinsen zu zahlen und den Nennwert zu tilgen. Wenn ein Unternehmen zahlungsunfähig wird, bleibt wahrscheinlich ein Vermögenswert übrig: Haus, Werkstatt, Betrieb usw. Die gehen dann in den Besitz der Bank über. Es ist also einfach, zu sehen, warum Banken Privatkredite mögen und öffentliches Defizit hassen. Das öffentliche Defizit und private Kreditaufnahme sind reziprok, erläutert Galbraith. Ein Anstieg der privaten Kreditaufnahme steigert Steuereinnahmen und verkleinert das Defizit. Das ist genau das, was in den 1990er Jahren passiert ist. Ein Zusammenbruch des Kreditmarktes hingegen tötet Steuereinnahmen und treibt Staatsausgaben an. Das ist genau das, was jetzt geschieht. Das steigende Defizit der öffentlichen Hand ist die Gegenpartei des massiven Einbruchs der Kreditaufnahme im privaten Sektor. Die einzige Wahl ist, zu entscheiden, was für Defizit eingefahren werden soll. Nützliche Defizite (z.B. Investitionen in Bildung, Infrastruktur, Umwelt usw.) helfen, das Land weiter aufzubauen. Bis eine effektive Finanzreform über die Bühne ist, ist das öffentliche Haushaltsdefiit der einzige Weg, die Wirtschaft anzukurbeln, sowie Wachstum zu generieren, schlussfolgert Galbraith.

1 Kommentar:

R. Willi hat gesagt…

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Danke & Gruss
Rico