Donnerstag, 24. Dezember 2009

Synthetische CDOs: verpackt, verhökert und verzockt

US-Behörden führen derzeit Ermittlungen, ob Banken wie z.B. Goldman Sachs ihren Kunden absichtlich besonders riskante mit Hypotheken besicherte Wertpapiere verkauft haben. Goldman Sachs war natürlich nicht die einzige Bank, die solche Wertschriften, die als synthetische CDOs („collateralized debt obligations“) bekannt sind, verkauft und dann selbst dagegen gewettet hat. Das heisst im Grunde genommen, dass sie die eigenen Produkte „leer verkauft“ (in Wall Street Jargon: „short selling") haben. Das berichten Gretchen Morgenson und Louise Story in einem langen, aber lesenswerten Beitrag in New York Times. Wie diese Wertschriften, die sich katastrophal entwickelt haben, konzipiert wurden, ist nun der Gegenstand der Prüfungen durch die Ermittler im Kongress, bei der SEC und der Financial Industry Regulatory. Die Behörden gehen der Frage nach, ob Wertpapiergesetze oder Regeln des fairen Umgangs damit verletzt wurden, und zwar von Unternehmen, welche die (strukturierten) Produkte erstellt, gebündelt und an ihre Kunden verkauft haben, um dann dagegen zu wetten.

Die betroffenen Banken argumentieren, dass die synthetischen CDO’s eingesetzt werden, um Investitionen abzusichern und sich gegen Verluste zu schützen. Morgenson und Story schreiben aber in ihrem Bericht, dass Goldman Sachs und andere Banken die CDO’s eventuell für ungewöhnlich grosse negative Wetten platziert haben, die nicht in erster Linie zu Absicherungszwecken gedient haben, im Widerspruch zu den Interessen ihrer eigenen Kunden. Der gleichzeitige Verkauf von Wertpapieren an Kunden und Leerverkauf, weil die Bank damit gerechnet hat, dass diese Produkte ausfallen („default“) werden, sind eine der besonders zynischen Verwendungen von Informationen im Hinblick auf die Kreditforderungen. Das ist etwa so, wie wenn Sie eine Feuerschutzversicherung auf das Haus Ihres Nachbarn abschliessen und dann das Haus selber in Brand setzen würden, um an das Geld heranzukommen. Nicht nur Investmentbanken, sondern auch einige Hedge Fonds haben auf diese Weise reiche Ernte gemacht. Die Schaffung und der Verkauf von synthetischen CDOs haben sicherlich zu einer Verschlimmerung der Finanzkrise beigetragen. Die Verluste wurden multipliziert, weil immer mehr solche Wertpapiere wegen negativer Wetten bereitgestellt wurden. Einige 8 Mrd. $ in diesen Wertschriften stecken noch in den Büchern von AIG, die im September 2008 vom Staat gerettet worden ist, berichten die beiden Autorinnen. Einschätzungen zufolge sind allein zwischen 2005 und 2007 solche Wertpapiere in Höhe von 108 Mrd. $ emittiert worden. Da der Markt für synthetische CDOs nicht reguliert ist und keinen Berichtszwang gibt, bleibt das aktuelle Volumen verborgen.

Exkurs: CDO ist ein komplex strukturiertes ABS (asset backed security), d.h. ein (besichertes, durch Forderungen gestütztes) Wertpapier, welches ein Pool von Krediten bündelt und in Wertpapiere verschiedener Bonität (genannt auch Tranchen) umwandelt. Während bei einer „gewöhnlichen“ CDO die Firmenkredite oder Anleihen als Sicherheit hinter den emittierten Tranchen stehen, ist es bei einer synthetishen CDO ein Credit Default Swap (CDS), welches diese Rolle übernimmt.

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