Sonntag, 27. Dezember 2009

Robert Shiller plädiert für Verkauf von Anteilen am BIP

Unternehmen beschaffen sich Geld durch die Ausgabe von Fremd- und Eigenkapital. Aktien implizieren bekanntlich Gewinnbeteiligung in Zukunft. Der Staat soll auch so was tun, und sich nicht nur auf Schulden stützen, schlägt Robert Shiller in einem bemerkenswerten Essay in NYT von Sonntag vor. Angelehnt an das Konzept von Unternehmen könnte der Staat eine neue Art von einem Wertpapier verkaufen, welches zur Auszahlung von Anteilen am nationalen „Gewinn“ verpflichtet, wie dieser z.B. anhand von BIP gemessen wird. Solche Wertpapiere würden Zweifel ausräumen, dass der Staat das notwendige Deficit Spending aufrechterhalten kann, um die Konjunktur anzukurbeln und die Wirtschaft vor einer Rezessionsgefahr zu schützen. Shiller schlägt als Bezeichnung „Trills“ (Engl. Abkürzung von „Trillionths“, das Billionste) vor. Jedes „Trill“ würde ein Billionstel des BIP des Landes darstellen und auf Dauer und in inländischer Währung eine vierteljährliche Dividende in Höhe von einem Billionsten des viertieljährlichen nominalen BIP zahlen, erklärt Prof. Shiller von der Yale University.

Könnten sich dafür wesentliche Märkte einrichten lassen, würde „Trill“ eine wichtige Finanzierungsquelle für den Staat werden, so Shiller. Da Trills vom Staat ausgegeben werden, würden sie Vertrauen und allgemeine Akzeptanz geniessen. Beispielsweise würden in Kanada dieses Jahr 1,50 Kanada Dollar für die Dividende ausbezahlt. In den USA würde die Dividende 14 Dollar für 2009 betragen. Der S&P-500 Aktienindex hat heute eine Dividende-Rendite von 2,3%. Ein Trill hätte eine viel niedrigere Dividenden-Rendite, weil langfristige Wachstumsaussichten fürs BIP viel höher liegen. Da Trills am nominellen BIP gebunden sind, besteht ausserdem keine Inflationsgefahr, erläutert Shiller, ähnlich wie die inflationsgeschützten Staatsanleihen (TIPS). Zudem würde die Gefahr eines Staatsbankrotts eliminiert, weil die Dividende in ökonomisch schweren Zeiten abnehmen würde, wenn das BIP zurückgeht. Shiller vertritt die Meinung, dass die Ausgabe von Anteilen am BIP als eine Politik betrachtet werden kann, die das breite Spektrum von Ungleichgewichten in den Kapitalströmen systematisch korrigieren würde. Leute, die ein starkes Wirtschaftswachstum in einem Land erwarten, würden die Gebote für den Anspruch auf Gewinnbeteiligung am BIP des betreffenden Landes erhöhen und dadurch eine günstige Finanzierungsquelle für den Staat schaffen. China könnte eines Tages Aktien aus seinem BIP ausgeben und internationale Investoren würden gern einen hohen Preis dafür zahlen, um in den Genuss des hohen Wachstums von China zu kommen, behauptet Shiller. Die Idee sei nicht neu. Er habe bereits 1993 in seinem Buch „Macro Markets“ darauf hingewiesen. Die Vorschläge von anderen Wissenschaftlern wurden bisher nicht beachtet, aber das aktuelle Marktumfeld könnte nun besser geeignet sein, hebt Shiller hervor.

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