Dienstag, 15. November 2016

Steigende Refinanzierungskosten, Strafzölle und geopolitische Folgen

Eine aktuelle Frage, die in diesen Tagen in der amerikanischen Blogosphäre unter Ökonomen heiss diskutiert wird, ist, ob Trumps Wirtschaftsprogramm eine Expansion oder eine Rezession in den USA auslösen wird? 

Es ist schwer, jetzt schon zu sagen, was geschieht, v.a. bevor die Parameter genau bekannt sind. Es kommt ausserdem auf das Gleichgewicht zwischen den makroökonomischen und handelspolitischen Massnahmen an.

Olivier Blanchard bemerkt vor diesem Hintergrund in einem Eintrag im PIIE-Blog, dass der USD aufwerten würde, in dem Ausmass, wie die Wirtschaft wächst und die Zinsen steigen. Dies würde allerdings ironischerweise zu einem Anstieg des US-Handelsdefizits führen, was ja Trump unterbinden will, wie der designierte US-Präsident im Vorfeld der Wahl mehrmals zum Ausdruck gebracht hat.

Eine Erhöhung der Zölle in einem grösseren Massstab würde das Wachstum beinträchtigen und eine Rezession ermöglichen, sagt Blanchard. 

Handelsbeschränkungen selbst können zwar die Einfuhren reduzieren, die Nachfrage nach inländischen Waren erhöhen und die Produktion steigern, aber die „selbst“ Annahme ist einfach nicht richtig, beschreibt der ehemalige (2008-2015) Chefökonom des IWF.

Straffzölle würde wahrscheinlich einen „Zollkrieg“ (Protektionismus) auslösen und dadurch die Ausfuhren verringern. Und der Rückgang der Einfuhren und Ausfuhren wäre kein Schlag ins Wasser.


Anstieg der Rendite der US-Staatsanleihen mit 30 Jahren Laufzeit, Graph: Bloomberg

Paul Krugman hingegen schreibt in seinem Blog in NYTimes, dass Prognosen, wonach Trumps Strafzölle zu einer Rezession führen, keinen Sinn machen. Ja, die USA würden weniger exportieren, aber wir würden auch weniger importieren. Und der Gesamteffekt auf die Beschäftigung wäre mehr oder weniger ein Schlag ins Wasser, so der am Graduierten Zentrum der City University New York (CUNY) forschende Wirtschaftsprofessor. 

Auf kurze Sicht erwartet Krugman keine unmittelbare Rezession in den USA. Und er betont, dass er seine erste Prognose für eine mögliche Rezession nun zurücknimmt.

Auf längere Sicht bedeute aber Trumps Wirtschaftspolitik eine schlechte Sache. Es sei unschwer, sich vorzustellen, wie wenig die Entscheidungsträger auf eine mögliche neue Wirtschaftskrise vorbreitet wären.


Anstieg der Inflationserwartungen in den USA gemessen an Breakeven-Sätzen für 10 und 30 Jahre Laufzeit, Graph: Bloomberg









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