Freitag, 11. November 2016

Erdrutsch-Wahl und neue Wirtschaftspolitik in den USA

Nach der Wahl von Donald Trump, dem republikanischen Kandidaten zum 45. Präsidenten der USA werden die Karten an den Märkten neu gemischt. Die Positionierung und die Unsicherheit hinterlassen bereits deutliche Spuren am Markt für Anleihen. 

Da die Risikoprämien für Inflation und die Laufzeitprämie (term premium) steigen, neigt sich die US-Treasury Kurve steiler.

Die hohe Erwartung von fiskalpolitischer Stimulanz (in Form von erhöhten Ausgaben für die Infrastruktur und Steuersenkungen) lässt sich unmittelbar am Anstieg der Breakeven-Sätze und der Real-Renditen ablesen. 

Eine aktuelle technische Analyse von Morgan Stanley zeigt, dass die Rendite der US-Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit, wenn die Unsicherheit anhält und die Volatilität zunimmt, bis auf 2,15-2,30% hoch klettern kann. Dieselbe Analyse prognostiziert einen Wert von 2,90-3,15% für die 30-jährigen US-Treasury Bonds auf die kurze und mittlere Sicht.

Eine besondere Eigenschaft des amerikanischen Anleihemarktes in den vergangenen Jahren war die relativ geringe Höhe der Laufzeitprämien. 

Das aktuelles Zinsstruktur-Modell der Analysten hat bislang auf eine Laufzeitprämie von minus 20 Basispunkte (d.h. 0,25%) hingedeutet. Mit dem Anstieg der Renditen nach den US-Wahlen scheint sich das Blatt jetzt zu wenden. Das Modell von Morgan Stanley legt heute einen Übergang der Laufzeitprämie in den positiven Bereich nahe.


Die Laufzeitprämien für US-Staatsanleihen mit 10 und 30 Jahren Laufzeit, Graph: Morgan Stanley

Damit rückt auch das Thema „Duration“ aus Sicht der Investoren ins Zentrum des Geschehens an den Anleihemärkten. Denn die Duration war in den vergangenen Jahren eine der grössten Quellen für die Erträge, die die Anleihen hervorbrachten.

Die US-Staatsanleihen mit Laufzeiten von 10 Jahren und mehr haben seit 2014 einen Ertrag von 46% abgeworfen.



Der erwartete Anstieg der US-Treasury Bonds mit 10 Jahren Laufzeit, Graph: Morgan Stanley

Die Duration ist ein zweischneidiges Schwert: je grösser die Laufzeit, desto empfindlicher ist die Anleihe auf Zinsbewegungen.

Die langfristigen Anleihen sind bereits von dem „Trump Tantrum“ in den Märkten betroffen, ausgelöst durch die Erwartung, dass der nächste Präsident zusätzliche Ausgaben (z.B. für die Infrastruktur) über Gebühr via neue Staatsschulden finanzieren würde, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln. 


Inflationserwartungen für die USA und Grossbritannien gemessen am Breakeven-Satz, Graph: FT


Der Anstieg der Realrenditen im Einklang mit dem Anstieg der Breakeven-Sätzen lässt darauf schliessen, dass die Investoren auf lange Sicht mit einer Wiederbelebung des Wirtschaftswachstums rechnen.



Der Verlauf der US-Rendite für 10-jährige Staatsanleihen (US-Treasury Bonds): nominal versus real, Graph: FT


Wir wissen zur Stunde nicht, was Trump von seinen Wahlversprechen wahrmachen will. Aber es ist daran zu erinnern, dass eine ähnliche Wirtschaftspolitik (monetary and fiscal mix) der Reagan Administration in den 1980er Jahren (mit beinahe kompletter Deregulierung der Finanzmärkte) am Schluss (nach dem Motto: nach mir die Sintflut) einen hohen Schuldenberg hinterlassen hatte.


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