In Deutschland haben private Haushalte, Unternehmen und der Staat einen positiven Finanzierungssaldo. Das heisst, dass sie weniger ausgeben als sie einnehmen; sie sparen.
Nur der Sektor Ausland hat einen negativen Finanzierungssaldo. Stichwort: Handelsungleichgewichte. Das heisst, dass Deutschland mehr exportiert als importiert; Deutschland lebt damit unter seinen Verhältnissen.
Die folgende bemerkenswerte Abbildung zeigt die Finanzierungssalden in ausgewählten grossen Volkswirtschaften.
Der Ansatz der sektoralen Finanzierungssalden (= income – spending) wurde von Wynne Godley konzipiert. Die grundlegende Erkenntnis ist, dass auf der gesamtwirtschaftlichen Ebene (macro) „Einnahmen = Ausgaben“ sind.
Das ist eine buchhalterische Gleichung, die zwangsläufig stimmt.
Daher gilt es, wenn wir die unterschiedlichen Sektoren der Wirtschaft betrachten, die ja im Wesentlichen aus „privaten Haushalten, Unternehmen, dem Staat und dem Ausland“ bestehen, dass der Finanzierungssaldo (Minus) eines Sektors notwendigerweise durch die Finanzierungssalden (Plus) der anderen Sektoren ausgeglichen werden muss, sodass auf der aggregierten Ebene Einnahmen den Ausgaben entsprechen.
Der Finanzierungssaldo des Unternehmenssektors in ausgewählten Ländern (2015), Graph: Makroskop, Aug 09, 2018
M.a.W. Damit der eine Sektor weniger ausgeben kann als er einnimmt, muss es einen anderen Sektor geben, der mehr ausgibt als er einnimmt. Und das bedeutet, dass der erste Sektor gegenüber dem zweiten Sektor Netto-Forderungen anhäuft.
Was an der beachtenswerten Abbildung auffällt, ist, dass auch der Sektor Unternehmen inzwischen zum Netto-Sparer wurde.
Wenn der durch das übermässige Sparen von privaten Haushalten und Unternehmen ausgelöste Nachfrageausfall kompensiert werden soll, müsste das Ausland oder der Staat in die Bresche springen.
Wenn die Verschuldung des Auslandes ausgeschlossen wird, kommt nur der Staat infrage. Damit das BIP nicht weiter schrumpft, muss der Staat die Ersparnisse in die Hand nehmen und investieren.
Zur Erinnerung: Die Verbindlichkeiten des öffentlichen Sektors sind das Vermögen des privaten Sektors.
Was heute (nach der GFC, global financial crisis) notwendig ist, ist nicht ein ausgeglichener Haushalt, sondern eine ausgeglichene Wirtschaft. Abba Lerner legt vor diesem Hintergrund Entscheidungsträgern nahe, statt nach „sound finance“ zu suchen, „functional finance“ (funktionale Fiskalpolitik) grössere Bedeutung beizumessen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen