Sonntag, 25. Februar 2018

Arbeitsproduktivität, Lohnzurückhaltung und Inflation

Seit Ende der 1970er Jahre gibt es eine Divergenz zwischen der Arbeitsproduktivität und dem Lohn der Arbeitnehmer.

Die Produktivität ist z.B. in den USA und in Europa weiterhin gestiegen. Aber das Wachstum der durchschnittlichen Löhne hat sich erheblich verlangsamt.

Während die exportorientierten Industrieunternehmen von der Lohnzurückhaltung profitieren, wird die Produktivität zumeist als Ergebnis des technischen Fortschritts angesehen.

Die Evidenz lässt aber Zweifel aufkommen, dass allein der rasche Fortschritt der Technologie in den letzten Jahren der Hauptgrund für die zunehmende Ungleichheit gewesen ist, schreiben Anna Stansbury und Larry Summers in einem aktuellen Beitrag am Dienstag im CEPR's Portal voxeu.

Es sind institutionelle und strukturelle Faktoren, die dahinterstecken, halten die Autoren fest, ohne im Einzelnen darauf einzugehen.



Produktivität und Lohnzurückhaltung, Graph: Anna Stansbury & Larry Summers, voxeu, Febr 2018


Einer gängigen Faustregel nach sind Lohnsteigerungen in der Höhe möglich, dass sie der jährlichen Produktivität und dem von der Zentralbank angepeilten Zielwert der Inflation entsprechen, ohne das Arbeitsstellen gestrichen werden müssen.

Es ist zudem eine Binsenweisheit, dass höhere Löhne die Nachfrage im Inland stimulieren.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Löhne, selbst bei einer Arbeitslosigkeit in der Nähe der historischen Tiefstände in den meisten grossen Volkswirtschaften nicht stark steigen und die Inflation hinter dem für ein kräftiges Wirtschaftswachstum erforderlichen Niveau zurückbleibt.

Fazit: Produktivitätsfortschritte mit Arbeitsplatzvernichtung gleichzusetzen, ist einfach falsch. Aber wie die Autoren unterstreichen ist ebenso falsch, Produktivitätsfortschritte mit der Schaffung von zusätzlichen Arbeitsplätzen im gleichen Atemzug zu nennen.




US-Arbeitslosigkeit versus Inflation (gemessen am PCE Index), GraphBloomberg View @BV, Febr 23, 2018


PS:

PCE Index erfasst Dinge, die von Amerikanern konsumiert werden, einschliesslich derer, die sie nicht direkt bezahlen, wie z.B. die von Medicare finanzierte Gesundheitsversorgung.

CPI Index erfasst die Preise von Waren und Dienstleistung, die Menschen in städtischen Gebieten gekauft werden.







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