Der Europäische Ausschuss für Systemrisiken (ESRB*: ein Ausschuss der EU) schlägt vor, eine "sichere Anlage" (safe asset) für die Eurozone zu schaffen, die auf einer Neuverpackung (repackage) der Risiken von Staatsanleihen basiert.
Es besteht die Hoffnung, dass ein ansonsten instabiles System der Staatsanleihen in der Eurozone durch financial engineering stabilisiert werden kann.
Was ist davon zu halten?
Erstens: Was der Verlauf der Finanzkrise von 2008 (GFC: Great Financial Crisis) uns gelernt hat, ist die Tatsache, dass die Finanzmärkte ein Triebwerk ohne Disziplin (à la Minksy) sind.
Wenn es zu einem Crash kommt, geraten die Teilnehmer in Panik. Plötzlich sehen die Protagonisten überall Risiken.
Zweitens: Der Vorschlag erinnert an CDOs (Collateralized Debt Obligations), wie Paul de Grauwe und Yuemei Ji in einem lesenswerten Eintrag ("How safe is a safe asset?") auf CEPR hervorheben.
Die CDOs waren während der Boom-Jahre geschaffen, gesichert durch verschiedene Arten von Wertpapieren, z.B. Hypotheken.
Safe Asset: ESBies, Graph: Markus Brunnermeier in: "ESBies: Safety in the tranches", Sept 2016.
Viele Menschen waren damals begeistert davon, dass damit eine bessere Risikoverteilung auf den Finanzmärkten gewährleistet werden kann. Letztlich wurde sogar kundgetan, dass die CDOs zu mehr finanzieller Stabilität führen würden.Nichts davon ist eingetroffen.
Die von ESRB angeregten SBBS (sovereign bond backed securities) haben die gleiche Struktur wie CDOs. Es wäre daher eine Überraschung, dass das financial engineering, das in der Vergangenheit bei der Stabilisierung der Finanzmärkte versagt hat, in Zukunft funktionieren würde.
Der "safe asset"-Ansatz setzt keine Mithaftung (joint liability) voraus. Das bedeutet, dass einzelne Regierungen für ihre eigenen Schulden selbst haftbar sind. Es gibt m.a.W. keine Bündelung der Risiken, erläutern De Grauwe und Ji.
Sie bekräftigen als Fazit, dass die Märkte für Staatsanleihen nur durch Risikoteilung (risk sharing) stabilisiert werden können, was wiederum eine Haushaltsunion (budgetary union) und eine politische Union (political union) erfordert.
Die Stabilisierung der Eurozone durchläuft laut Autoren zwei Mechanismen:
Der erstere ist die Bereitschaft der EZB, in Krisenzeiten Liquidität auf den Staatsanleihen märkten der Eurozone bereitzustellen.
Die EZB hat dazu tatsächlich OMT (Outright Monetary Transaction) aufgelegt. Das Programm war jedoch durch strenge Austerität-Bedingungen belastet, die kontraproduktiv sind, wenn sie in Rezessionen eingesetzt werden.
Deshalb ist ein zweiter Mechanismus notwendig.
Dieser umfasst die Schaffung von Eurobonds, die auf einer gemeinsamen Haftung der beteiligten nationalen Regierungen beruhen. Ohne eine solche gemeinsame Haftung wird es laut De Grauwe und Ji nicht möglich sein, einen gemeinsamen Markt für Staatsanleihen zu schaffen.
Die Schaffung eines solchen gemeinsamen Rentenmarktes ist die Voraussetzung für langfristigen Stabilität der Eurozone.
(*) Der Ausschuss wurde als Reaktion auf die Finanzkrise ab 2007 durch Beschlüsse des Europäischen Parlaments und des EU-Rats im November 2010 ins Leben gerufen.
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