Ben Bernanke hatte 2005 in einem viel zitierten Vortrag die globale Ersparnisschwemme (global saving glut) als Ursache der weltweiten Handelsungleichgewichte
bezeichnet.
Fazit: Die Niedrigzinsen gelten als Krisensymtom, nicht als Ausschlag der Finanzkrise.
Auch Janet Yellen scheint ihr „Rätsel“ (conundrum)
zu haben: „Schwaches Lohnwachstum und steigende Preise“, schreibt Vincent Reinhart von Morgan Stanley in einer kürzlich vorgelegten
Studie.
Das reale Lohnwachstum in den USA
war bisher in der Tat enttäuschend. Die Löhne sind in der Rezession und während
der Finanzkrise durchgehend gefallen. Das durchschnittliche Einkommen der
privaten Arbeitnehmer verläuft seit Anfang 2012 zwischen 1,5% und 2,25%,
bemerkt Reinhart weiter. Aufgrund der stagnierenden Entwicklung der Inflation mögen
reale Verdienste im Laufe der Zeit dennoch „selbstverbessert“ erscheinen.
Der durchschnittliche Wochenverdienst
in den USA, Graph: Vincent Reinhart,
Morgan Stanley
Die Inflation ist zwar nach
jüngsten Daten etwas gestiegen. Aber die Löhne sind im Mai annualisiert um 0,1%
gesunken.
Der durchschnittliche Wochenverdienst
(real) in den USA, Graph: Vincent Reinhart, Morgan Stanley
Wenn die Löhne nicht steigen,
bleibt das reale Lohnwachstum schwach und das lastet auf der Binnennachfrage.
Damit die Nachfrage nicht völlig zusammenbricht, müssten die Löhne mit der
Produktivität im gleichen Schritt plus Inflation steigen.
Fed-Chefin Yellen betrachtet in diesem Zusammenhang den jüngsten Anstieg der Kerninflation
(core CPI) daher als „Störung“ (noise),
nicht als Alarmzeichen. Das reale Lohnwachstum hat mit der Produktivität nicht
Schritt halten können, sagte sie auf der Pressekonferenz am 18. Juni.
Inflation ist in der Tat kein
nachhaltiges Phänomen ohne Beteiligung von Lohn-Dynamik, wie Tim Duy in seinem Blog unterstreicht.
Lohnwachstum selbst ist nicht
inflationär. Das Lohnwachstum müsste die Inflation übersteigen. Wer anhaltend
höhere Inflation erwartet, müsste vorerst anhaltend höhere Lohnstückkosten
sehen.
ECI-Index ist ein vierteljährlicher Bericht des amerikanischen Arbeitsministeriums zur Messung der Entlohnung (compensation) der Arbeitnehmer (Löhne + Sozialleistungen), Graph: Vincent Reinhart, Morgan Stanley
Dabei werden die Kosten der Arbeit einschliesslich der
Löhne, Nebenleistungen und Prämien für Arbeitnehmer auf allen Ebenen eines
Unternehmens berücksichtigt.
Fazit: Die Fed wird eines
Tages die Zinsen erhöhen. Es steht aber fest, dass Yellen das besondere
Augenmerk zur Zeit auf die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt und das reale
Lohnwachstum richtet.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen