Nirgendwo in
den Industrieländern ist die „säkulare Stagnation“-Hypothese sichtbarer als in
der Eurozone, schreibt Paul De Grauwe
in einem lesenswerten Artikel („Secular
stagnation in the Eurozone“) in voxeu.
Warum ist
aber die Eurozone eine Insel der Stagnation? Die Antwort hat viel mit der
asymmetrischen Art und Weise zu tun, wie die (aussenwirtschaftlichen)
Ungleichgewichte innerhalb der EWU korrigiert werden.
Die
Verantwortung für den Abbau der Ungleichgewichte in der Eurozone werden zwischen
den Schuldner- und Gläubiger-Ländern nicht gleichmässig verteilt, so De Grauwe:
Vor der Krise hatten die südeuropäischen Länder (einschliesslich Irland) hohe
Leistungsbilanzdefizite angehäuft, während die nördlichen Ländern hohe
Leistungsbilanzüberschüsse einarbeiteten. Daraus ergab sich, dass die Länder
des Südens zu Schuldnern und die nordischen Länder zu Gläubigern wurden.
Die
Kreditgeber-Länder schrieben darauf hin den durch den plötzlichen liquidity-stop arg gebeutelten
Kreditnehmer-Ländern sofort eine Austeritätspolitik vor: Die Gürtel müssen
enger geschnallt werden.
Für jeden
sorglosen Schuldner gibt es aber einen sorglosen Gläubiger, wie der an der London School of Economics lehrende
Wirtschaftsprofessor unterstreicht. Doch wurde Südeuropa von Brüssel und Berlin
gezwungen, die Last der Anpassung allein zu tragen.
In
Abwesenheit der Option, abzuwerten, wurden die Schuldner-Länder angehalten,
Löhne und Preise zu senken („internal devaluation“), ohne einen
ausgleichenden Lohn- und Preisanstieg in den Gläubiger-Ländern („internal revaluation“).
Entwicklung
der Lohnstückkosten in der Eurozone im Vergleich, Graph: Prof. Paul Krugman
Der harsche
Sparkurs im Süden wurde m.a.W. nicht durch einen Stimulus im Norden begleitet. Kein
Wunder, dass die konjunkturelle Situation sich nun verschlechtert hat und die
gesamte Wirtschaft vor einer Deflationsspirale steht.
Wie ist die
Lücke in der Wettbewerbsfähigkeit aber in erster Linie entstanden? Dazu liefert
Paul Krugman in seinem Blog die folgende Abbildung.
Der am
Graudierten Zentrum der City University
New York (CUNY) forschende Wirtschaftsprofessor bemerkt, dass es auffällig
ist, wie Deutschland sich mit seiner beggar-they-neighbor
Politik (relative Lohn-Deflation) übervorteilt hat, wie auch Francesco Saraceno in seinem Blog ausführlich dargelegt hat.
Der Fairness
halber muss erwähnt werden, dass Heiner
Flassbeck seit Jahren darauf hinweist, dass Inflation
und Deflation keine monetären Phänomene sind, sondern i.d.R. durch Über- und Unterschiessen der Löhne über die Produktivität entstehen.
Die Lücke in der Wettbewerbsfähigkeit ist nicht durch unverantwortliche
Haushaltsführung entstanden, sondern fast ausschliesslich durch Unterschiede in der Lohnentwicklung im Verhältnis zur nationalen Produktivität.
Eine
Konvergenz der Wettbewerbsfähigkeit ergibt sich, wenn jedes Land in der
Eurozone die Löhne nach der Produktivität plus Zielinflation der EZB
ausrichtet, wenn die Lohnstückkosten also in jedem Land an die eigene
Produktivität unter Beachtung des Inflationsziels der Notenbank angepasst
werden.
Auch Jan Hatzius, Chef-Ökonom von Goldman Sachs hat stets hervorgehoben, dass die Fed sich am Lohnwachstum orientieren soll, nicht
an Inflation, um den Kurs der Geldpolitik zu bestimmen.
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