Nick Rowe zeigt in seinem Blog aufgrund eines vereinfachten Modells, dass der Beitrag der Nettoexporte zum BIP gleich Null ist.
Der an der Carleton University in Ottawa, Kanada lehrende Wirtschaftsprofessor nimmt dabei an, dass Investitionen und Staatsausgaben immer Null sind.
So ähnlich wie in der Eurozone also, wo die Austeritätspolitik wie ein Damoklesschwert über der gesamten Wirtschaft hängt: Staatsausgaben werden gekürzt und Unternehmen halten sich angesichts der schwachen Nachfrage mit Investitionen zurück.
Dann sieht das BIP (Y) wie folgt aus:
Y = C + X – M
wobei C = Konsum, X = Exporte und M = Importe sind.
Das Modell ist so entworfen, dass die Abwertung des realen Wechselkurses zu einem Anstieg des realen BIP führt, die Nettoexporte aber nicht dazu beitragen.
Es ist der private Konsum, der das Wirtschaftswachstum wesentlich ankurbelt, so Rowe als Fazit.
Seine Schlussfolgerung lässt aufhorchen, angesichts der Tatsache, dass die deutsche Wirtschaft einseitig exportorientiert ist und Berlin auch den Rest der Eurozone auffordert, dem deutschen Muster zu folgen, um die Euro-Krise zu überwinden.
Der Beitrag der Exporte zum realen BIP-Wachstum im Vergleich, Graph: Brad Setser, Sept 2017
Bemerkenswert ist vor diesem Hintergrund, dass auch Brad Setser sich in einem aktuellen Blog-Eintrag mit den Auswirkungen des realen Wechselkurses auf die Exporte beschäftigt.
Zunächst hält Setser fest, dass die Wechselkurse die Handelsströme mit einer zeitlichen Verzögerung beeinflussen:
Die Handelsdaten werden heute demnach noch immer von den grossen Ereignissen vor drei Jahren geprägt: USD-Rally von 2014.
Bis zum Start des Jahres 2017 hat sich der EUR seither praktisch stets abgewertet. Und die EUR-Abwertung hat das Export-Geschäft beflügelt, erklärt Setser.
Wie aus der ersten Abbildung hervorgeht, wurden die USA in diesem Zeitraum von der Eurozone und Japan übertroffen.
Der Beitrag der Nettoexporte zum realen BIP-Wachstum sieht aber wie folgt aus:
Der Beitrag der Netto-Exporte zum realen BIP-Wachstum im Vergleich
Graph: Brad Setser, Sept 5, 2017
Zum Fall Japan sagt Setser, dass das Land seit 2014 einen erheblichen Beitrag der Nettoexporte zum Gesamtwachstum hat erlangen können, zum Teil aber wegen der starken Erhöhung der Verbrauchssteuer im Jahr 2014, die auf dem japanischen Nachfragewachstum gelastet und damit auch die Einfuhren gebremst hat.
In der Eurozone sind zwar im gleichen Zeitraum die Exporte stark gestiegen. Aber auch die Importe sind aufgrund der Wiederbelebung der Nachfrage höher geklettert, beschreibt Setser weiter.
Der Beitrag der Netto-Exporte zum realen BIP-Wachstum in der Eurozone, Graph: Brad Setser
Der Überschuss im Aussenhandel der Eurozone ist v.a. zwischen den Jahren 2011 und 2012 angeschwollen, wobei die Austeritätspolitik die Binnennachfrage stark gedrückt hat.
Die EUR-Abwertung von 2014 darf aber dabei nicht ausser Acht gelassen werden, betont Setser.
Denn der Rückgang der Nachfrage aus den sog. Emerging Markts (EM) hätte ohne weiteres auf dem Wirtschaftswachstum in der Eurozone lasten können, wenn der schwache EUR-Wechselkurs nicht geholfen hätte, das Exportgeschäft zu fördern.
Der Beitrag der Nettoexporte zum Wachstum ist aber in der Eurozone unter dem Strich gleich Null, wie Setser in seinen Abbildungen dargelegt.
Fazit: Die Politik „weiter so“ schafft keine Abhilfe für die Eurozone. Es sind unterdessen fast 9 Jahre seit der GFC (Global Financial Crisis) verstrichen; die Wirtschaft erholt sich nicht ganz, die Inflation kommt kaum vom Fleck und die EZB kann die Zinsen nicht erhöhen, solange die Preise nicht steigen.
Die Preise steigen nicht, weil die Löhne nicht steigen (der stagnierende Privatkonsum). Die Eurozone braucht daher nicht unbedingt mehr Exporte, sondern eine Wiederbelebung der privaten Nachfrage und auch den Aufbau von Kapitalstock.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen