China hat ein scharfes Vorgehen gegen die auf Kryptowährungen basierende Geldbeschaffung (fundraising) via ICOs (initial coin offerings) angekündigt, wie FT aus London berichtet.
Die Regulierungsbehörden des Landes zeigen sich angesichts der akuten Gefahr von direkten Betrug-Fällen höchst besorgt.
Auf dem nicht-regulierten Markt für ICOs wurden in China nach offiziellen Angaben allein im August dieses Jahres rund 5 Mrd. RMB an Geld aufgebracht.
Ein ICO ist ein Fundraising-System, wo ein Start-up Unternehmen Blockchain-basierte Münzen (coins) an Investoren im Austausch für Bitcoin anbietet.
Das Unternehmen ist i.d.R. ein Technologie-Venture, welches darauf hinarbeitet, eine neue Blockchain-basierte Application (Anwendung) zu entwickeln und verwendet dazu die Einnahmen aus dem Deal, um die Forschung & Entwicklung zu finanzieren.
Die neu ausgegebenen Münzen (coins) werden oft als Token bezeichnet, weil sie nicht unbedingt als Währung gelten. In manchen Fällen agieren Token wie ein Anteilschein am Venture-Unternehmen, mit oder öfters ohne Anrecht auf Dividende.
Ein Grossteil der Popularität verdankt ICO dem Erfolg von Ether, eine Blockchain-basierte Plattform für Software-Entwickler, wo das erste ICO durchgeführt wurde.
Ether-Tokens werden verwendet, um Software-Anwendungen im Ether-Netwerk auszuführen. Aber Ether-Tokens werden auch auf dem Sekundär-Markt gehandelt.
Der Preis von Ether ist von 11 USD im vergangenen Jahr auf 381 USD am Donnerstag angestiegen, wie coinmarketcap.com mitteilt.
How Bitcoin is different? (Worin unterscheidet sich Bitcoin?), Graph: Prof. David Andolfatto in: "Bitcoin and Beyond: The Possibilities and Pitfalls of Virtual Currencies", March 2014.
Die chinesische Zentralbank hat inzwischen angekündigt, eine eigene Blockchain-basierte Währung auszugeben.
Die chinesischen Behörden beobachten das Geschehen mit Besorgnis, v.a. wegen der Gefahr der Kapitalflucht und der Geldwäscherei.
Neulich wurde den Banken Bitcoin-Transaktionen sogar unterbunden, mit der Begründung, dass es sich dabei um keine Währung handelt.
Die Marktkapitalisierung von Bitcoin und Ether im Vergleich, Graph: NYTimes, June 2017.
Das Konzept der privaten Krypto-Währungen wurde aus Misstrauen gegen offizielles Geld auf die Beine gestellt. Im Jahr 2008 hat Satoshi Nakamoto, der geheimnisvolle Schöpfer von Bitcoin, die erste dezentralisierte digitale Währung als eine reine Peer-to-Peer Version von elektronischem Bargeld vorgestellt.
Sein Ansatz würde es ermöglichen, online-Zahlungen unmittelbar von einer Partei zur anderen zu schicken, ohne ein Finanzinstitut dazwischen einzuschalten.
Der Preis von Bitcoin ist in diesem Monat bis auf 4'483 USD gestiegen und die Marktkapitalisierung hat unterdessen 74,5 Mrd. USD erreicht; das bedeutet 5-mal grösser als zu Beginn des Jahres 2017.
Ob es sich dabei um eine Blase handelt, ist, was die Auswirkungen betrifft, von entscheidender Bedeutung für die Zentralbanken.
Die Behörden warnen aber vor potenziell illegalen Verwendungen solcher Vermögenswerte. Eine Bitcoin-Plattform namens Silk Road (clearinghouse) wurde 2013 stillgestellt, u.a. wegen Drogen-Handels.
Ethereum Crime, Graph: Bloomberg
30’000 Opfer von Cyber-Kriminalität auf Ethereum Plattform, der durchschnittliche Verlust beläuft sich auf 7’500 USD pro Kopf.
Die Gefahr, die von Krypto-Währungen ausgeht, erstreckt sich über die Erleichterung der illegalen Aktivitäten hinaus, schreiben Andrew Sheng und Xiao Geng in einem lesenswerten Artikel (“Barbarians at the monetary gate”) auf Project Syndicate.
Wie die konventionellen Währungen haben Krypto-Währungen keinen inneren Wert (no intrinsic value).
Aber im Gegensatz zum offiziellen Geld haben sie keine entsprechende „Haftpflicht“, d.h. dass es keine Institution wie eine Zentralbank gibt, mit Interesse daran, den Wert des Geldes zu erhalten.
Stattdessen funktionieren Krypto-Währungen auf der Grundlage der Bereitschaft von Menschen, die in Transaktionen engagiert sind, sie als wertvoll zu behandeln.
Dass der Wert der Proposition davon abhängig ist, immer mehr Benutzer dazu zu gewinnen, nehmen Krypto-Währungen die Qualität eines Schneeballsystems (Ponzi Scheme) an, so die Autoren mit erhobenem Zeigefinger.
Wie der IWF berichtet, wurden Krypto-Währungen letztes Jahr in China, Zypern, Griechenland und Venezuela eingesetzt, um Wechsel- und Kapitalkontrollen zu umgehen.
Für Länder, wo eine politische Unsicherheit oder sozialen Unruhen vorherrschen, bieten Krypto-Währungen einen attraktiven Mechanismus für die Kapitalflucht und verschärfen damit die Schwierigkeiten, für die Finanzstabilität zu sorgen, argumentieren Sheng und Geng weiter.
Fazit: Während der Staat bei der Verwaltung von Krypto-Währungen keine Rolle spielt, muss die Verantwortung für die Aufräumarbeiten für das Chaos, das das Platzen der Blase hinterlassen würde, von ihm übernommen werden.
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