Donnerstag, 28. September 2017

Hohe Bargeldbestände und steigende Monopolmacht von Unternehmen


Das mikroökonomische Bild der US-Wirtschaft deutet auf eine deutliche Verringerung des Wettbewerbs im Markt durch den Aufstieg einer kleinen Anzahl von „Superstar“-Firmen mit zunehmender Marktmacht hin, schreibt Pictet, die Privatbank aus der Schweiz mit Geschäftssitz in Genf in einer am Mittwoch präsentierten Analyse.

Die Fähigkeit von US-Unternehmen, die Märkte zu dominieren, verwirklicht sich in Cashflow-Generation, und zwar in einem schier abnormalen Ausmass.

Die liquiden Mittel der US-Konzerne beliefen sich im 2Q2017 auf 2'260 Mrd. USD (nach Daten der US-Notenbank); mit einer jährlichen Wachstumsrate von 8,4% liegen sie deutlich höher als das nominale BIP-Wachstum (3,8%).

Die Cash-Positionen von US-Unternehmen machen damit rund 11,7% des BIP im2Q2017 aus; das ist der höchste Wert seit 1955. 

Im 2Q1982 betrug der entsprechende Wert nach Angaben von Pictet noch auf 5,2% des BIP.

Das Phänomen des abnehmenden Marktwettbewerbs, angetrieben durch den High-Tech-Sektor in Speziellen und die Globalisierung im Allgemeinen, bietet sicherlich eine Möglichkeit, in diesem Zusammenhang über die anhaltende Niedriginflation und träge Investitionen neu nachzudenken.


Das rasante Wachstum der Cash-Bestände von US-Unternehmen, Graph: Pictet WM

Die Frage in Bezug auf die Zukunft ist daher, ob das Ganze ein stabiles oder ein instabiles Gleichgewicht darstellt, unterstreichen die Verfasser der Analyse.

Larry Summers hat vor einem Jahr in seinem Blog angemerkt, dass die hohen Gewinne der US-Unternehmen nicht eine erhöhte Produktivität des Kapitals widerspiegeln, sondern auf den Anstieg der Monopolmacht der US-Unternehmen zurückzuführen ist.

Wenn die Monopolmacht zunimmt, steigen die Gewinne. Und die Investitionen fallen, weil Unternehmen die Produktion einschränken. Daraus folgen niedrigen Zinsen, weil die Nachfrage nach Kapital abnimmt.

Paul Krugman hatte seine Leser vor rund 5 Jahren in seiner Kolumne („Robots und Robber Barons“) bei NYTimes auf die wachsende Monopolmacht der Unternehmen aufmerksam gemacht.

Ein Problem für die Wirtschaft ist dabei, dass die Gewinne auf Kosten der Löhne steigen. Wenn die Investitionen trotz der niedrigen Zinsen nicht erhöht werden, hat auch die Fed Mühe, die Wirtschaft anzukurbeln. 

Tatsache ist, dass die Unternehmen, die zu vorherrschend im Markt werden, seit der Ära von Ronald Reagan nicht mehr gezügelt werden.

Die zunehmende Unternehmenskonzentration und Marktmacht senken wahrscheinlich auch die Innovationstätigkeit, hat Dietrich Vollrath in seinem Blog einst betont.

Hohe Gewinnmargen versus schwache Investitionen ist auch das Thema des vor rund drei Jahren erschienenen Buches ("The Road to Recovery") von Andrew Smithers.

Vor diesem Hintergrund ist es kein Rätsel, warum das Zinsniveau niedrig verharrt. Würde die Nachfrage nach Kapital (investment) im Verhältnis zum Angebot an Kapital (savings) steigen, würden auch die Zinsen steigen.

Wenn die geplanten Ersparnisse im privaten Sektor die geplanten Investitionen übersteigen, dann ist die angemessene wirtschaftspolitische Massnahme darauf (nach dem Lehrbuch): deficit spending.

Der öffentliche Sektor muss die Ersparnisse aufnehmen, (nur) weil eben die privaten Unternehmen sich (seit Jahren) mit Investitionen zurückhalten, und investieren, in z.B. Bildung, Infrastruktur, Umweltschutz usw.

PS: Es ist ein Armutszeugnis, ein Mangel an „creative thinking“, wenn renommierte Ökonomen davon reden, „wie schwer es sei, Inflation zu generieren“, als ob sie kein VWL-Standardwerk gelesen hätten.


Der Zustand der öffentlichen Bauten in Deutschland, Graph: Michael Paetz in Makroskop, Sept 27, 2017


Seit Rot-Grün wird so wenig in öffentliche Infrastruktur investiert, dass der Bestand stärker abnutzt, als er verbessert wird. Inzwischen sind wir auf dem Stand von 1992 angekommen.







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