Buchbesprechung
Walter Ötsch & Nina Horaczek: Populismus für Anfänger – Anleitung zur Volksführung, Westend Verlag, August 2017.
Die Welt der Populisten ist einfach gestrickt: es ist ein demagogisches Gesellschaftsbild;
eine willkürlich zweitgeteilte Gesellschaft: „wir“ und „die anderen“, ein Schwarz-Weiss-Bild, indem es nur Gute und Böse gibt, keine Zwischentöne.
Demagogisch agierende Menschen sind Gefühls-Manager: sie schaffen sich zunächst eine sektenähnliche Organisation und gleichen sich ihrer Zielgruppe an. Und dann übernehmen sie die Macht, wie Walter Ötsch und Nina Horaczek in ihrem neuen, lesenswerten Buch beschreiben.
Die Demagogen kümmern sich nicht um Sachthemen und Lösungen; sie sind gut im Thematisieren von Problemen, sie sprechen Ängste und Befürchtungen an.
Was man aber nicht tun soll, ist, Demagogen zu unterschätzen, Demagogen zu dämonisieren, ihre Wähler zu verteufeln und Eliten unkritisch zu verteidigen, unterstreichen die Autoren mit Nachdruck.
Es ist bemerkenswert, dass Ötsch und Horaczek sich nach besten Kräften darum bemühen, mit dem Leser so zu kommunizieren, dass das Narrativ im ausgewogenen Verhältnis vermittelt wird.
Dass z.B. ein Vergleich, wenn es um historische Parallele geht, keine Gleichsetzung ist und eine Ähnlichkeit keine Gleichheit bedeutet.
Die heutigen Demagogen sind keine Hitler-Doubles, sie wollen keinen Faschismus mit Massenparteien und Mord ihrer Gegner errichten“.
Eine unvermeidbare Frage lautet aber: Führt Demagogie zum Faschismus? Die Antwort hängt davon ab, wie Faschismus definiert wird, sagen die Autoren.
Wie die Beispiele von Ungarn, Polen und vermutlich auch von Trump zeigen, führt sie offensichtlich zu einer autoritären Demokratie; das ist schlimm genug.
Das mit einer klaren Sprache und besonders nüchtern geschriebene Buch liest sich spannend. Zum Glück gibt es am Schluss eine praktische Anleitung, die vorlegt, wie man Demagogen widerstehen kann.
Da es sich um eine Erfindung handelt, kann das anfangs angesprochene Bild letztlich nur aus einem Bewusstsein heraus bekämpft werden.
Denn wie gefährlich das von Demagogen geschaffene Bild einer zweigeteilten sozialen Welt ist, zeigen die Autoren lebhaft mit konkreten Beispielen aus der Praxis; Deutschland, Frankreich, die Niederlande, die Schweiz, Österreich usw. bekommen alle ihr Fett anschaulich ab.
Wer über das Anwachsen der Demagogie in Europa und in den USA besorgt ist und auf populistischen Phantasien der Politiker nicht mehr auf den Leim gehen will, sollte dieses instruktive Buch unbedingt lesen.
Walter Ötsch & Nina Horaczek: Populismus für Anfänger Westend Verlag, August 2017
Walter Ötsch ist Professor für Ökonomie und Kulturgeschichte an der Cusanus Hochschule. Er ist Kommunikationstrainer.
Nina Horaczek hat Politikwissenschaften studiert und arbeitet seit dem Jahr 2000 bei der österreichischen Wochenzeitung Falter, aktuell als Chefreporterin.
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