Es ist eine altbekannte Theorie: Wenn wir die Steuersätze für Unternehmen senken, können wir dafür sorgen, dass mehr Arbeitsplätze entstehen.
Denn die Unternehmen würden angesichts der abnehmenden steuerlichen Last mehr investieren und damit die Beschäftigung stützen.
„Die Arithmetik ist für uns einfach“, sagt AT&T CEO Randall Stephenson in einem Interview mit dem TV-Sender CNBC:
„Wenn der US-Kongress den Steuersatz auf Unternehmensgewinne von 35% auf 20% senken würde, würden wir in den USA mehr investieren“.
„1 Mrd. USD an Steuereinsparungen würden dazu beitragen, 7'000 gut bezahlte Arbeitsplätze zu schaffen“, so AT&T Chef weiter.
Das ist ein Mythos, schreibt Sarah Anderson in einem lesenswerten Artikel dazu in NYTimes:
sie recherchiert und zeigt, dass für AT&T zwischen den Jahren 2008 und 2015 dank der Ausnutzung von Steuererleichterungen und Schlupflöchern ein effektiver Steuersatz von nur noch 8% zum Tragen gekommen ist, und zwar trotz eines jährlich anhaltend rekordhohen Gewinns in den USA.
Das Unternehmen selbst argumentiert hingegen, dass es in den vergangenen Jahren erhebliche Steuern zu einem Satz von nahe 34% bezahlt hat.
Diese Aussage ist nicht vollständig. Denn sie berücksichtigt die Steuerrückerstattungen nicht, die dem Unternehmen zu Gute kommen, ergänzt Anderson. Und ferner war das Unternehmen von verschiedenen staatlichen und lokalen Abgaben ausgenommen.
Unternehmenssteuersenkungen, Graph: Institute for Policy Studies, in: „Corporate Tax Cuts Boost CEO Pay, Not Jobs“, Aug 30, 2017.
Trotz der enormen Einsparungen, die AT&T realisiert hat, verfolgt das Unternehmen eine downsizing-Politik. Obwohl es tausende von Menschen angestellt hat, hat es nach einer Analyse von IPS (Institute für Policy Studies) seine Gesamtbelegschaft um rund 80'000 Stellen (zwischen 2008 und 2016) verringert.
Zudem hat das Unternehmen seit 2008 34 Mrd. USD zum Rückkauf der eigenen Aktien an der Börse ausgegeben, was sicherlich zu einem künstlichen Anstieg des Aktien-Preises beigetragen hat. Das Geld hätte in die Forschung & Entwicklung oder Beschäftigung gesteckt werden können.
Unternehmen kaufen eigene Aktien aus verschiedenen Gründen zurück, u.a. um angesichts der als unterbewertet wahrgenommenen Aktien die Aktionäre zu beglücken oder die Aktien für Investoren im Allgemeinen attraktiver erscheinen zu lassen.
Es gibt aber einen anderen Grund: Die Vergütung der meisten CEOs basiert heutzutage auf dem Wert der Aktien: Das heisst, dass der CEO, wenn der Preis der Aktie steigt, mehr Entschädigung beziehen kann.
Stephenson hat seit 2008 an Aktienoptionen und Zuwendungen 124 Mio. USD einkassiert.
Offshore Gewinne von US-Unternehmen, Graph: Institute for Policy Studies, Aug 2017.
Viele andere grosse US-Konzern geniessen heute Steuervergünstigungen und nutzen die Schlupflöcher aus. Die riesigen Steuereinsparungen kamen bisher nur den CEOs selbst zugute, nicht dazu, neue Arbeitsplätze zu schaffen.
Die Studie deutet darauf hin, dass die 92 der von der Analyse erfassten (börsenkotierten) Unternehmen (mit Gewinn-Vorlage) zwischen 2008 und 2015 ihre Gewinne zu einem Satz von weniger als 20% versteuert (federal income tax) haben.
Und von den 92 Unternehmen haben 48 im genannten Zeitraum insgesamt 483'000 Stellen abgebaut.
Fazit: Die Politiker sollten, anstatt die Steuersätze für reiche Einzelpersonen zu vergünstigen, das Augenmerk darauf richten, dass Grosskonzerne ihren fairen Anteil an Steuern zahlen, so die Schlussfolgerung von Anderson.
Im Übrigen halten US Unternehmen rund 2'600 Mrd. USD in Gewinnen „offshore“. Wenn sie zurück in die USA gebracht würden, würden sich daraus 750 Mrd. USD zusätzliche Bundessteuer-Einnahmen ergeben.
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