Er hasse es, auf etwas herumzureiten, aber die Situation in Europa sei schrecklich, schreibt Tim Duy in seinem Blog. Der an der University of Oregon lehrende Wirtschaftsprofessor deutet auf zwei Aspekte hin. (1) Karl Smith schreibt in seinem Blog, dass die EZB die Kontrolle über die Geldpolitik verliert.
„Basierend auf ganz andere Indikatoren sieht es so aus, dass die EZB begonnen hat, die Kontrolle über die Geldpolitik zu verlieren.
Am Kern des Problems scheint die Unfähigkeit zu stehen, die Unterschiede angesichts der Fehlfunktion des europäischen Repo-Marktes in Bezug auf die Refinanzierungskosten zwischen Institutionen und Ländern auszugleichen.
Diese Fehlfunktion scheint mechanischer Art zu sein, was die fristgerechte Abwicklung der Repo-Geschäfte betrifft. Sicherheiten werden nicht geliefert und unbeholfene Interventionen der lokalen Behörden vertiefen die Probleme“, so Smith.
„Das ist sehr, sehr beängstigend“, bemerkt Duy weiter und erinnert daran, dass die EZB die letzte grosse Hoffnung ist. Aber die EZB kann nicht wirksam werden, wenn das europäische Bankensystem zusammenbricht, was jeden Tag wahrscheinlicher wird. Der Run auf Cash ist ein Zeichen, dass die EZB die Ankäufe von Staatsanleihen nicht mehr ganz sterilisieren kann, erklärt Duy, wie in WSJ („What does ECB sterilization miss mean?“) und FT („SMP sterilization fail“) zu lesen ist. Selbst wenn die EZB zu QE (mengenmässige Lockerung der Geldpolitik) übergehen würde, bleibt das daraus resultierende Cash nur ungenutzt bei den Banken als Reserve. Europa steckt in der Liquiditätsfalle.
(2) Duy deutet ferner auf Edward Harrisons Artikel hin, wo hervorgehoben wird, dass Deutschland und Frankreich, ein striktes Null-Haushaltsdefizit bis zum Jahr 2016 anstreben.
Harrison bemerkt, dass das Vorhaben eines ausgeglichenen Haushaltsziels in der gesamten Eurozone einen genau entsprechenden Ausgleich entweder im Privatsektor (d.h. Rückgang der Ersparnisse) oder im Exportsektor (d.h. Anstieg der Ausfuhren) erfordert. Das heisst, dass Berlin und Paris nach einer massiven Entsparung im Privatsektor oder eine grosse Reduzierung des Aussenwertes der Gemeinschaftswährung verlangen. Das ist laut Harrison ein Wunschtraum, und zeigt, wie schlecht die Situation in Europa derzeit ist.
Duy betont, dass das auch seine Angst ist, dass Deutschland und Frankreich weiterhin versuchen, „austerity first“ (rigorose Sparmassnahmen) durchzudrücken, während die EZB zujubelt. Es wird eindeutig nicht funktionieren. Es hat bislang nicht funktioniert. Und es gibt keinen Grund, dass es in Zukunft funktionieren würde. Mit jeder Hinwendung zu einschneidenden Sparmassnahmen setzt sich Europa immer mehr spekulativen Attacken aus, was die Defizitziele ausser Reichweite schiebt.
Die USA haben Haushaltsdefizit zugelassen, während die Zwangsernährung des Bankensektors mit Kapital vorangetrieben wurde. Europa hingegen drängt massive Sparmassnahmen, um zusätzliche Kreditaufnahme zu verhindern, mit der Angabe, dass die Banken über „liability management“-Übungen überleben würden, fasst Duy zusammen.
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