Sonntag, 16. Dezember 2018

Von QE zu QT: „Cash is king“ – Auch im nächsten Jahr?


Das Marktverhalten hat es derzeit in sich: Die kurzfristigen Staatspapiere (UST Bills) übertreffen in Sachen Performance die globalen Aktien, Anleihen und Rohstoffe.

Das ist ein ungewöhnliches Ereignis, sodass einige Analysten  befürchten, dass 2019 die Gemüter erneut erhitzen könnte.

Was passiert, ist klar: 

Die Ära der mengenmässigen Lockerung der Geldpolitik (QE: quantitative easing) wird ausgetauscht, durch mengenmässige Straffung (QT: quantitative tightening) der Geldpolitik. 

Das heisst, dass die US-Notenbank ihre Bilanzsumme verkleinert und die Zinsen anhebt. Im Klartext lässt der Schub für die Aktienmärkte (ausgelöst durch die expansive Geldpolitik) allmählich nach.


Die Rendite der UST-Bills mit drei Monaten Laufzeit stimmt nun mit dem Ertrag von Bloomberg Barclays Multivers Index (Anleihen Index) überein, Graph: FT, Dec 12, 2018 („Cash is back in the spotlight as global bond yields fall”) 

Die Jagd nach Renditen bedeutet vor diesem Hintergrund, dass die Anleger in unbekannte Anlageklassen wandern könnten, um höhere Renditen zu erzielen und die niedrigen Renditen in Kernanleihen auszugleichen, argumentiert JPMorgan.

Die „Gefahr“ besteht darin, dass der steigende Glanz von Cash den Reiz anderer Anlageklassen mindert.

Die Meinung der Analysten geht zwar erheblich auseinander, was das kommende Jahr betrifft. Aber die meisten prognostizieren eine noch grössere Herausforderung im Jahr 2019 als im Jahr 2018.

Die Analysten von Morgan Stanley gehen davon aus, dass die Staatsanleihen im kommenden Jahr um 1% zulegen werden, während die Aktien auf der Stelle treten dürften. Cash hingegen könnte 4% Ertrag einbringen.



USD Cash als tragfähige Alternative (The Return to Volatility Ratio); je grösser der Sharp-ratio ist, desto grösser ist die risiko-bereinigte Rendite, Graph: FT, Dec 14, 2018 


Zur Erinnerung: Die Zentralbanken verwenden i.d.R. die Zinsen, um die Wirtschaft zu steuern (durch Erhöhung oder Senkung): Wenn der nominale Zins nahe der Nullgrenze (zero lower bound) liegt, verliert die Geldpolitik an Zugkraft. Die Zinsen können nämlich an der Nullzins-Grenze nicht weiter gesenkt werden, um die Wirtschaft anzukurbeln. 

Da die politischen Entscheidungsträger den Einsatz der Fiskalpolitik untersagten, waren die Notenbanken gezwungen, unkonventionelle Geldpolitik einzusetzen.

Die Zentralbanken versuchen dabei, durch Ankauf von festverzinslichen Papieren (Staatsanleihen und Unternehmensanleihen), auf die Realwirtschaft Einfluss zu nehmen. 


Die Rendite der UST Bills mit 3 Monaten Laufzeit übersteigt die Dividenden-Rendite von S&P 500, Graph: FT, Dec 12,2018 

Ziel ist, dafür zu sorgen, dass der Rückgang der langfristigen Renditen die Anleger dazu verleitet, zugunsten von risikoreicheren Vermögenswerten umzuschichten. 

Wenn die Transmission der unkonventionellen Geldpolitik via Portfolio-Rebalancing nun hinfällig wird, ist es nicht erstaunlich, dass die Karten an den Märkten neu gemischt werden. 





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