Vitor Constancio hat neulich im Rahmen eines
Referats an der Uni Mannheim die unkonventionelle Geldpolitik der EZB
vorgestellt. Der EZB Vice-President hat dabei eine Reihe sehenswerte
Abbildungen präsentiert.
Die QE-Politik (QE: quantitative easing) Politik der EZB wird offiziell PSPP (public sector purchase programme)
genannt. Das PSPP markiert ohne Zweifel eine neue Phase der von der EZB
durchgeführten QE-Politik, d.h. der mengenmässigen Lockerung der Geldpolitik.
Die Markteinführung der neuen Phase der
unkonventionellen Massnahmen im June
2014 muss vor dem Hintergrund des Rückgangs der Inflationsraten seit der
zweiten Hälfte des Jahres 2013 und der sich abschwächenden Wachstumsaussichten
im Euroraum betrachtet werden, unterstreicht Constancio.
Die Kombination von sehr niedrigem Wachstum in
Sachen Produktion (output) und in
Preisen hat zu einer Schrumpfung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage geführt,
sodass eine weitere Lockerung der Geldpolitik notwendig wurde.
Nachdem die Leitzinsen der EZB an der Null-Grenze (zero lower bound) angekommen sind, mit sogar Negativ-Zins für die Einlagefazilität, war die EZB
gefordert, unkonventionelle Massnahmen zu ergreifen.
Das Unterscheidungsmerkmal der neuen Phase des
geldpolitischen Kurses der EZB ist die Umstellung auf eine aktivere Steuerung
der Bilanz der EZB.
Bilanzsumme der Zentralbanken und die
Notenbankgeldmenge (monetary base) im
Vergleich, Graph: Vitor Constancio,
ECB Vice-President, in: “Assessing the
new phase of unconventional monetary policy at the ECB”, Aug 25, 2015
Es ist wichtig, hervorzuheben, dass die EZB nicht
die Absicht hat, die Notenbankgeldmenge zu erhöhen, in Erwartung, dass ein
stabiler Geldmultiplikator durch den Anstieg der Geldmenge zu einer
Aufwärtsbewegung der Inflation führt.
Der Hauptgrund ist durch ein breit angelegtes
Wertpapierkaufprogramm, neue Kanäle für die Übertragung einer expansiven
Geldpolitik zu nutzen, erklärt Constancio weiter. Die Ausweitung der Geldbasis
und die Bilanzsumme der EZB sind vielmehr Begleiterscheinungen der neuen Art
von geldpolitischen Impulsen.
Der erste Kanal, durch den die neuen
unkonventionellen geldpolitischen Massnahmen zur Entfaltung kommen sollen, um
die gesamtwirtschaftliche Nachfrage anzuregen, ist die Verpflichtung der EZB,
am akkommodierenden geldpolitischen Kurs festzuhalten. Als Beispiel dazu kann
die sog. LTROs genannt werden.
Der zweite Kanal resultiert zum Teil aus dem
ersten Kanal und hat mit direkt mit mittelfristigen Inflationserwartungen zu
tun, die ein LSAP-Programm einschliesst. Die Marktteilnehmer preisen
nicht-standardmässige Massnahmen durch die Bildung von Erwartungen ein.
Unkonventionelle Massnahmen können die
wirtschaftliche Aktivität auch über einen dritten Kanal ankurbeln,
insbesondere durch eine Senkung der effektiven Kosten und Verfügbarkeit von
Krediten an den privaten Sektor.
Der vierte Kanal der Übertragung (transmission) der unkonventionellen
Geldpolitik betrifft spezifische das Wertpapierkaufprogramm, welches über
Portfolio-Rebalancing funktioniert.
Die EZB tauscht dabei längerfristige und relative
weniger liquide Mittel gegen sehr kurzfristige Anlagen (assets) und hoch liquide Zentralbankgeld aus. Dadurch werden
Liquiditäts- und Durationsrisiken im Privatsektor gemildert, was die
erforderliche Kompensation für riskante und illiquide Vermögenswerte
verringert. Im Ergebnis fördert das Anleihekaufprogramm Portfolio-Rebalancing und unterstützt Vermögenspreise.
Notenbankgeldmenge, Geldmenge, Kredit an
Privatsektor und Inflation, Graph:
Vitor Constancio, ECB Vice-President, in: “Assessing
the new phase of unconventional monetary policy at the ECB”, Aug 25, 2015
Constancio hält als Fazit fest, dass die
unkonventionelle Geldpolitik der EZB zu einer Verbesserung der Finanz- und
Kreditbedingungen im Euroraum beigetragen hat. Die Erholung der Wirtschaft und
niedrigere Arbeitslosigkeit würden Nebenwirkungen wie z.B. erhöhte Ungleichheit
und Nachlässigkeit im Kreditrisikomanagement etwas mildern, aber nicht völlig
beseitigen, räumt er ergänzend ein.
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