Die EZB
kauft bis Ende September 2016 monatlich für 60 Mrd. EUR Staatsanleihen und andere Wertpapiere, um die Gefahr einer
Deflation abzuwenden.
Die EZB
setzt damit auf den Portfolio-Rebalancing Effekt. Der ganze Mechanismus spielt
sich wie folgt ab: Kauft die EZB längerfristige Wertpapiere auf, steigt der
Preis der betreffenden Wertpapiere an, was Investoren veranlassen soll, Portfolios
umzuschichten, das heisst relativ günstigere Wertpapiere zu kaufen.
Dadurch
werden auch die Preise dieser Wertpapiere steigen, was private Haushalte und
Unternehmen anregen soll, die Ausgaben zu erhöhen. So soll die Wirtschaft am
Ende angekurbelt werden.
Die
QE-Politik (quantitative easing) wirkt
also via Wealth Effect aus. Zur
Erinnerung: Im Sog der Finanzkrise waren alles Asset-Preise abgestürzt. Die EZB
hat nun vor, durch die Einflussnahme auf die Erwartungen, einen
Portfolio-Rebalancing Effekt auszulösen.
Ersparnissbildung des Privatsektors ist grosser als das Haushaltsdefizit des öffentlichen
Sektors, Graph: Richard Koo in: „The
Escape from Balance Sheet Recession and the QE Trap”, Wiley 2015
Alles schön
und gut. Aber das Besondere an der seit 2008/2009 anhaltenden Krise ist, dass
wir mit einer Balance-Sheet Rezession zu tun haben. Das heisst, dass es sich
dabei um ein Problem auf der Seite der Kreditnehmer handelt.
Das ist der
entscheidende Unterschied einer Balance-Sheet Rezession im Vergleich zu einer
Finanzkrise, die ein Problem auf der Kreditgeber-Seite betrifft, wie Richard Koo in seinem neuen Buch ausführlich beschreibt.
Das heisst,
dass heute Kreditnehmer fehlen. Das heisst, dass wir mit einer mangelhaften
gesamtwirtschaftlichen Nachfrage zu tun haben. Die Ersparnisse des privaten
Sektors sind in vielen Ländern in der Eurozone höher als die Haushaltsdefizite
des öffentlichen Sektors. Das wiederum bedeutet, dass die staatliche Ausgaben
zu wenig sind.
Da die
öffentliche Hand die einzig verbliebene Kreditnehmerin ist, kann sie die
Ersparnisse aufnehmen und investieren, um die Nachfrage anzukurbeln. Es ist ohne
Zweifel ein starker Indikator dafür, dass die Wirtschaft in einer Balance Sheet
Rezession steckt, wenn der Privatsektor einen erheblichen Überschuss im Haushaltssaldo
(financial surplus) hat, während das
Haushaltsdefizit im öffentlichen Sektor wesentlich geringer ist wie in der
Abbildung deutlich zu sehen ist.
Die
Befürchtungen, dass die QE der EZB limitierte Auswirkungen in der Eurozone
entfalten würde, sind berechtigt, weil es zumindest dabei an einem die expansive Geldpolitik begleitenden
deficit spending fehlt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen