Dienstag, 20. April 2010

Derivate: Wie Banken Kapital freisetzen – ohne Risiko

Der ausserbörsliche Markt (over-the-counter) ist eine graue Welt. Die Aktivitäten an den Derivate-Märkten werden hauptsächlich von der Spekulation getrieben. Derivate-Kontrakte enthalten versteckte Risiken, die früher oder später zum Vorschein kommen. Damit aber Modellbewertungen der Derivate funktionieren, das heisst, dass das Risiko sanft übertragen wird, müssen zwei Regeln eingehalten werden, wie Satyajit Das es auf den Punkt bringt: (1) Finde jemanden, der die tickende Zeitbombe hält, und (2) wenn du die tickende Zeitbombe hältst, stelle sicher, dass das riskierte Geld jemandem anderen gehört. Wegen fehlender Transparenz ist es leicht, das Risiko effizient auf die Anleger überzuwälzen. Ein einfaches Beispiel: Mit dem Kauf einer Aktienanleihe („Equity-Linked-Bonds“) verkauft der Anleger eigentlich (ohne zu wissen) eine Verkaufsoption. Dafür erhält er eine Risikoprämie. Während sein Verlustpotential rein theoretisch unbegrenzt ist, bleibt aber seine maximale Rendite fest.

Der Käufer sorgt also mit diesem Deal dafür, dass die Bank oder eine andere grosse Gegenpartei, die eine Long-Position in dem zu diesem Geschäft zugrunde liegenden Wertpapier hat, zugleich eine Short-Position erzeugt, und zwar zu günstigen Konditionen. Solche Produkte, die hohe Renditen versprechen, werden natürlich mit falscher Beratung an Kunden verkauft. Der Kunde ist am Schluss nichts anderes als ein Versicherungsgeber für eine grosse Gegenpartei, sei es eine Bank oder einen Hedge Fonds, wie im Fall von Goldman Sachs mit dem Hedge Fonds Paulson. Dazu findet sich heute ein lesenswerter Beitrag in Handelsblatt: „Der Fall Goldman sollte Anlegern zu denken geben“.

Derivative sind Null-Summen-Transaktionen. Wegen der mangelhaften Regulierung legen Banken für ihre derivative Positionen unangemessen wenig Kapital auf die Seite. Beträgt der Firmenkredit 1'000 Mio. $, der einer CDO zugrunde liegt, muss die Bank nur 20 Mio. $ von 1'000 Mio. $ vorhalten, wenn die Equity-Tranche 2% beträgt. Die Bank, welche die Equity Tranche hält, d.h. diese mit Kapital unterlegen muss, kann dann schön bequem Kapital freisetzen. In diesem Beispiel 60 Mio. $. Das zeigt, warum die „return on equity“ für die Banken so hoch anfallen kann.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

"Während sein Verlustpotential rein theoretisch unbegrenzt ist, bleibt aber seine maximale Rendite fest. "

da eine aktie normalerweise nicht unter 0 geht ist auch das verlustrisiko nicht unbegrenzt. worst case kriegt man einfach wertlose aktien geliefert. ist auch im anderen artikel falsch.