Donnerstag, 15. April 2010

Portugal: Das nächste globale Problem?

Die EU und der IWF haben Athen gemeinsam 45 Mrd. € an Unterstützung zugesagt. Der Wert entspricht rund 18% der griechischen Wirtschaftsleistung. Das bedeutet pro Einwohner 4'000 Euro, was in ca. 11 Monaten ausgegeben werden dürfte. Trotz der enormen Höhe wird die Rettung (Bailout) viele der existierenden Probleme nicht lösen, schreiben Peter Boone und Simon Johnson in einem lesenswerten Essay in NYT. Weiter auf dem Radar werde Portugal sein, schreiben die beiden Ökonomen. Diese Nation fehlte weitgehend im Rampenlicht, nur weil Griechenland sprialförmig nach unten ging. Aber beide sind wirtschaftlich am Rande eines Konkurses und sie sehen riskanter als Argentinien im Jahre 2001 aus, erklären Boone und Johnson. Staatsverschuldung per Ende 2009:

Portugal: 78% des BIP
Griechenland: 114% des BIP
Argentinien: 62% des BIP (im Default Fall).

Die Schulden werden durch Ausländer finanziert. Griechenland zahlt keine Zinsen. Die Zinszahlungen werden jedes Jahr durch die Ausgabe von neuen Anleihen geleistet, halten die Autoren fest. Portugal werde 2012 eine Staatsquote von 108 des BIP erreicht haben, falls das Land seine Haushaltsziele einhalten kann. An einem gewissen Punkt werden aber Finanzmärkte sich weigern, dieses „Ponzi-Game“ zu finanzieren, argumentieren Boone (London School of Economics) und Johnson (der ehem. Chefökonom des IWF). Portugal’s Hauptproblem ist der stark überbewertete Wechselkurs, wenn es in Not weitreichende finanzpolitische Anpassungen benötigt. Um den Schuldenstand konstant zu halten, müsste Portugal einen Primärüberschuss (Einnahmen minus Ausgaben, ohne Zinsen: meine Anmerkung) von 5,4% des BIP im Jahre 2012 erzielen. Bei einem geplanten Primärbudgetdefizit von 5,2% des BIP bedeutet das, dass das Land auf eine fiskalpolitische Straffung von ungefähr 10% des BIP angewiesen ist. Das ist bei festen Wechselkursen (d.h. in der Euro-Zone) nahezu unmöglich, erklären Boone und Johnson. Weder portugiesische noch griechische Politiker sind bereit, die notwendigen Kürzungen zu machen, halten die Autoren fest. Europa wird schliesslich müde davon, ihre schwächsten Mitglieder zu retten. Die Deutschen werden wahrscheinlich als Erste „den Stecker ausziehen“. Dann wird aber ein Land schmerzhaft ausfallen (default), so Boone und Johnson.

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