Montag, 22. Oktober 2018

US-Schatzamt rügt deutsche Wirtschaftspolitik


US-Finanzministerium hat vergangene Woche seinen halbjährlichen Wirtschaftsbericht ("makroökonomische Politik und Devisenpolitik der wichtigsten Handelspartner der Vereinigten Staaten") veröffentlicht. 

Der Bericht betont v.a. drei makroökonomische Kriterien, die erfüllt sein müssen, um Manipulationen im Aussenhandel nachzuweisen.

Erstens: ein signifikanter bilateraler Handelsüberschuss mit den USA; mind. 20 Mrd. USD, 
Zweitens: ein wesentlicher Leistungsbilanzüberschuss, mind. 3% des BIP und
Drittens: hartnäckige und einseitige Eingriffe in den Devisenmarkt, mind. 2% des BIP über einen Zeitraum von 12 Monaten.

Bemerkenswert ist, dass laut US-Schatzamt kein Land derzeit gegen alle drei Auflagen verstösst. Dennoch bleiben die Schweiz, China, Japan Deutschland, Korea und Indien auf der Überprüfungsliste.

Deutschland hat den grössten Leistungsbilanzüberschuss der Welt: 329 Mrd. USD (8.2% des BIP) in den vier Quartalen bis Juni 2018, was den höchsten nominalen Stand seit Beginn der Aufzeichnungen darstellt, so das US-Schatzamt.


Leistungsbilanz, Überschuss versus Defizit in ausgewählten Volkswirtschaften, Graph: US-Finanzministerium (US-Treasury), Oct 2018 @USTreasury 

Der Grund ist die schwache Inlandsnachfrage und die niedrige Inflation in Deutschland. Dazu zählt das US-Finanzministerium mit Nachdruck auch den schwachen realen effektiven Wechselkurs, der dem deutschen Export-Geschäft zugutekommt.

Die bedeutende Divergenz zwischen der deutschen Binneninflation und dem Lohnwachstum sowie der schnelleren durchschnittlichen Inflation und der Lohnentwicklung im Euroraum hat laut US-Schatzamt auf lange Sicht zu einer allgemeinen Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands gegenüber seinen Nachbarn im Euroraum beigetragen. 


Deutschlands Wechselkurs ist um 10 bis 20% unterbewertet (IWF's Schätzung), Graph: US-Finanzministerium (US-Treasury), Oct 2018 @USTreasury 


Das heisst im Klartext, dass Berlin mit einer Politik der Lohnzurückhaltung die anderen Länder in der Währungsunion an die Wand gedrückt hat, mit dem Ziel, sich einen Konkurrenzvorteil im Handel zu verschaffen.

Mit Verweis auf IMF-Schätzungen unterstreicht das US-Schatzamt ferner, dass der reale effektive Wechselkurs Deutschlands um 10-20% unterbewertet sei, was die aussenwirtschaftliche Position des Landes wesentlich stärke.

Da eine Reihe deutscher Wirtschaftspraxis den Konsum und die Investitionen bremst, einschliesslich restriktiver Fiskal-Regel (z.B. „schwarze Null“-Politik), legt das US-Schatzamt Berlin nahe, durch Lohnwachstum die Binnennachfrage anzukurbeln.

Damit würde Deutschland zur Neugewichtung sowohl global als auch im Euroraum beitragen.






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