Montag, 13. März 2017

Austerität und immer die gleiche Leier


Ein viel vorgetragenes Argument der Verfechter der Austerität ist, dass es an Geld mangelt und wir daher die Gürtel enger schnallen sollen. 

Es wird erzählt, dass es keine Alternative gibt (TINA: There Is No Alternative) und der Staat strukturelle Anpassungsmassnahmen ergreifen müsse.

Wenn die öffentliche Hand die Ausgaben kürze, werde das Vertrauen („confidence fairy“) der Investoren wiederhergestellt. Und wir können alle auf eine bessere Zukunft hoffen.

Das ist natürlich Unsinn. Denn Geld wird in dem Augenblick geschaffen, wenn ein Kredit gewährt wird. Die Schuldscheine (IOU: I owe you) der Banken sind ein wahres Zahlungsmittel, genannt „inside money“. 

Mehr als 90% der Geldmenge (money supply) in einer modernen Volkswirtschaft besteht heute aus „inside money“, wie Markus Brunnermeier in seinem lesenswerten Buch ("The Euro and the Battle of Ideas") unterstreicht.

Entgegen der landläufigen Meinung wird 95% des Geldes (broad money; d.h. Bargeld + Münzen und Bankeinlagen) von privaten Banken geschaffen, nicht von der Zentralbank, wie auch Ann Pettifor in ihrem neuen, lesenswerten Buch ("The Production of Money") beschreibt.


BIP pro Kopf in Europa, Graph: Simon Wren-Lewis


Es ist unbestritten, dass die Menschen im Euroraum heute noch unter den drastischen Sparmassnahmen leiden. Man braucht sich nur die hohe Anzahl der Arbeitslosen anzusehen.

Die Austerität hat aber auch in Deutschland, dem hartnäckigen Protagonisten des Spardiktats, Kosten verursacht. 

Deutschland scheint sich aber davon, gemessen am BIP pro Kopf, schnell wieder erholt zu haben, wie Simon Wren-Lewis in seinem Blog am Sonntag schildert.

Warum?

Die Antwort gibt der an der Oxford University lehrende Wirtschaftsprofessor postwendend selbst:

Berlin hat sich durch Lohnmoderation (von 2000 bis 2006) Wettbewerbsvorteile gegenüber dem Rest der Eurozone verschaffen. 

Das starke Wachstum im Netto-Handel hat die Austerität kompensiert, so dass der Output pro Kopf vergleichsweise stärker gestiegen ist als im Rest der Eurozone, was zu einem hohen Leistungsbilanzüberschuss geführt hat.

Deutschland ist deshalb der zweiten Rezession der Eurozone 2012-2013 entgangen, weil Berlin eine „beggar my neighbour“-Politik betrieben hat, argumentiert Wren-Lewis weiter.

Die Lohnzurückhaltung hat dazu beigetragen, die Produktionskosten und Preise zu senken, was den Absatz der deutschen Güter im Ausland gefördert hat.




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