Freitag, 17. Oktober 2008

Mr. Bubble. Wie Alan Greenspan die Welt an den Abgrund führte

Buchbesprechung*:

William A. Fleckenstein Frederick Sheehan: Mr. Bubble. Wie Alan Greenspan die Welt an den Abgrund führte. FinanzBuch Verlag, München. 2008.


Alan Greenspan hat vom 11. August 1987 bis 31. Januar 2006 den geldpolitischen Kurs der USA bestimmt. Wenn es gegenwärtig um Fragen nach der Ursache der seit einem Jahr anhaltenden Finanzmarktkrise geht, kommt niemand um den Namen Greenspan herum. Während seiner Amtszeit hat das Eingehen von Risiken eskaliert. Die Wall Street geriet in die Abhängigkeit von der Hilfe („Bailout“) der US-Notenbank (Fed). Das ist ein Fakt.

William Fleckenstein ist Präsident von Fleckenstein Capital, einem Finanzverwaltungsunternehmen mit Sitz in Seattle. Der Autor, der seine populäre Kolumne „Contrarian Chronicles“ für MSN Money schreibt, analysiert in diesem aktuellen Werk Greenspans Geldpolitik und v.a. seine Konjunkturprognosen anhand von Aufzeichnungen der Sitzungen des Offenmarktausschusses der Federal Reserve (FOMC). Bemerkenswert ist, dass der ehem. Fed-Chef vor seiner Tätigkeit bei der Fed als Berater für „Lincoln Savings and Loans“ tätig war. Schon damals fiel Greenspan, den Anhänger später als „Maestro“ huldigten, mit seinem vehementen Eintreten für die Deregulierung der „Savings & Loans“-Branche auf. Bekannterweise handelt es sich bei der S&L-Krise von damals um ein vergleichbares Desaster wie die aktuelle Krise, was insbesondere Aufsicht, unkontrollierte Kreditvergabe und das Risikomanagement betrifft. Der Zusammenbruch der Branche hatte damals Steuerzahler 100 Mrd. Dollar gekostet. Fleckenstein zeichnet Greenspan sowohl für die Internet- als auch für die Immobilienmarktblase verantwortlich. Der Grund: Greenspans radikale Anhänglichkeit vom Marktfundamentalismus. Der einstige Fed-Präsident stellte Marktideale über den Schutz des Wohls der Bürger. Er folgte der Maxime, dass die Marktdisziplin alle Probleme löse. Deswegen hat Greenspan das Entstehen des Schattenbankensystems jenseits von Aufsicht der Regulierungsbehörden geflissentlich zugelassen und den Aufbauprozess tatkräftig mitgeprägt.

Das Buch ist eine insgesamt akribische Ursachenerforschung und nüchterne Analyse des ideologisch gefärbten geldpolitischen Ansatzes von Alan Greenspan. Vor allem Kapitel 6 und 7, wo Fleckenstein sich mit dem Thema „Immobilienmarkt“ (einschliesslich anschauliche Darstellungen) befasst, sind Pflichtlektüre, um den technischen Ausgangspunkt der mit voller Wucht anrollenden Krise auf den globalen Finanzmärkten besser zu verstehen. Unbedingt lesen.

* erscheint in der Ausgabe von 207 vom 17. Oktober 2008

Cezmi Dispinar

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