Mittwoch, 8. Oktober 2008

Konzertierte Zinssenkung: Was ändert sich nun an der Lage?

Die US-Notenbank (Fed) hat in einer koordinierten Aktion mit anderen wichtigen Zentralbanken ihren Leitzins um 50 Basispunkte auf 1,50% gesenkt. Wie ist die Lage nun zu schätzen? Die konzertierte Massnahme war richtig. Die Zinssenkung reduziert die Kosten der Kreditaufnahme für die Unternehmen. Kann dieser Schritt aber die Finanzmärkte wieder stabilisieren? Die Entscheidung war notwendig, reicht aber nicht aus, die dramatischen Spannungen am Geldmarkt zu lindern.


Fed Funds Rate: (Quelle: The New York Times)

Das Bankensterben droht das Funktionieren der eng vernetzten globalen Wirtschaft erheblich zu beeinträchtigen. Versagt der Finanzmarkt, kommen Angebot und Nachfrage nicht zusammen. Die unmittelbare Folge wäre der Zusammenbruch der Realwirtschaft. Denn die Liquidität fliesst zur Zeit, wie New Yorker Professor Nouriel Roubini hervorhebt, zwischen Notenbanken und Geschäftsbanken. Die Kreditschöpfung zwischen den Geschäftsbanken und der Realwirtschaft ist bereits zum Erliegen gekommen. Der Geldmarkt ist völlig ausgetrocknet. Die Liquidität kommt nicht bis zu Unternehmen. Deshalb hat die Fed gestern erstmals in ihrer 100jährigen Geschichte beschlossen, Commercial Papers von Unternehmen aufzukaufen (CPFF-Programm). Die vorherrschende Kreditklemme ist der Beleg dafür, dass die Wirtschaft sich bereits im Abschwung befindet. Die Finanzmarktkrise hat nicht nur monetäre, sondern auch realwirtschaftliche Folgen. Wenn die gesamtwirtschaftliche Nachfrage schrumpft, die Wirtschaftsleistung abnimmt, die Beschäftigung stark zurückgeht, dann besteht die Gefahr, dass der Rezession eine Depression folgt. Das Problem ist nicht die Unterbewertung von gewissen Wertschriften („toxic waste“) in der Bilanz der Banken, sondern die Unterkapitalisierung der Finanzinstitute. Jeder Rettungsversuch ist daher hier anzusetzen. Der Paulson-Plan muss also angepasst werden. Die Banken brauchen direkte Eigenkapitalspritzen.

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