Aktienfonds bemühen sich seit Beginn der Kapitalmarktkrise um Verlustbegrenzung. Dürften jetzt klassische Rentenfonds wieder an Attraktivität gewinnen?
Im Grundsatz ist das durchaus möglich. Im Augenblick beobachten wir das aber allenfalls bei Obligationenfonds, die nur in Staatsanleihen investieren. Bei Fonds, die auch Kreditrisiken beinhalten, ist der Anleger aufgrund der jüngsten Kurseinbrüche noch sehr vorsichtig.
Die Lehman-Pleite hat besonders die Hedge Fonds Branche hart getroffen. Experten rechnen damit, dass jeder dritte Hedge Fonds vom Markt verschwinden würde. Wie sehen Sie die weitere Entwicklung?
Bisher hat es die Hedge Fonds Branche verstanden, aus jeder Krise gestärkt hervorzugehen. Ich denke, das wird auch dieses Mal so sein. Vermutlich werden aber viele Hedge Fonds und auch Fund of Hedge Fonds vom Markt verschwinden und die verbleibenden insgesamt mehr Volumen auf sich vereinen.
Interessant ist in diesem Zusammenhang ein anderer Aspekt: Immer mehr Fonds aus dem traditionellen Bereich verwenden Methoden, die früher ausschliesslich von Hedge Fonds angewandt wurden. Dies betrifft Zinsarbitrage-Techniken, genauso wie long/short-Investments. Der Vorteil dieser neuen Fonds sind in der Regel tiefere Gebühren, eine bessere Transparenz, auch in steuerlicher Hinsicht und meist eine tägliche Liquidität.
Welche Asset-Allocation im Hinblick auf Fonds raten Sie derzeit Anlegern, die weniger risikoscheu sind?
Weniger risikoscheu? – Das ist im Augenblick eine rare Spezies. Im Augenblick rennt alles in Richtung Sicherheit. Noch nicht einmal die Treuhandanlagen bei den besten Bankadressen wird heute für ausreichend sicher gehalten. Sicherlich gibt es im Augenblick auch bereits günstige Kaufgelegenheiten aufgrund der enormen Verzerrungen im Kreditmarkt. Aber ob es für einen Einstieg nicht zu früh ist, weiss im Augenblick keiner. Chancen auf einen Zeithorizont von ca. 5 Jahren sehe ich im Bereich der Convertibles, eventuell im Aktienbereich bei Pharma und Biotechnologieunternehmen und vermutlich in ein paar Monaten im Bereich der „distressed debt funds“.
Vielen Dank.
Dr. Michael Partin ist Gründungspartner und Vorsitzender der Geschäftsleitung der ifund services AG. Er studierte Betriebswirtschaftslehre mit der Vertiefungsrichtung Bankwirtschaft an der Universität St. Gallen. Anschliessend erfolgte die Promotion im Bereich „Strategien von Privatbankiers“ mit Abschluss 1992.
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