Der dramatische Rückgang der UST-Renditen bedeutet, dass die Anleger jetzt mehr Dividenden-Erträge (1,98%) auf die von dem S&P 500 Index erfassten Aktien erzielen können als auf USTs mit der längsten Laufzeit (1,94%).
Eine höhere Dividende-Rendite ist jedoch keine Garantie für eine Outperformance der Aktienmärkte. Die Dividenden-Rendite für EUR-Aktien lag konstant über der von 30-jährigen EUR-Staatsanleihen in Europa. Doch europäischen Aktien blieben in Sachen Performance hinter dem globalen Aktienmarkt zurück.
Andererseits wird eine Rekordmenge von Anleihen derzeit mit negativen Renditen gehandelt: 17‘000 Mrd. USD.
Das bedeutet, dass ein Verlust garantiert ist, wenn man die entsprechende Anleihe bis zum Ende der Laufzeit im Portfolio beibehält.
Der Wert hat sich laut FT allein im August um 3‘100 Mrd. USD erhöht. Die Rede ist nicht nur von den sicheren Staatsanleihen. Auch der Wert der mit Negativ-Rendite gehandelten Unternehmensanleihen ist inzwischen auf 1‘000 Mrd. USD geklettert.
Mehr Dividenden-Erträge mit Aktien als mit langlaufenden US-Staatsanleihen (UST), Graph: FT, Aug 28, 2019
Geographisch betrachtet entfällt der grösste Anteil der Staatspapiere, die mit einer Negativ-Rendite gehandelt werden, auf Europa und Japan. Die US-Staatsanleihen (UST) machen nach wie vor rund 90% der Anleihen aus, die einen positiven Ertrag abwerfen.
Fünf Zentralbanken mit Negativ-Zinsen, Graph: Bloomberg, Aug 29, 2019
Doch die Rendite der US-Staatsanleihen mit 30 Jahren Laufzeit ist inzwischen auf unter 2% Marke gerutscht.
Die Entwicklung unterstreicht die Flucht in den sicheren Hafen.
Unternehmensanleihen, die mit einer Negativ-Rendite gehandelt werden, Graph: Bloomberg, Aug 30, 2019
Die Rendite-Kurve (yield curve), die den Unterschied zwischen kurz- und langlaufenden Anleihen reflektiert, hat sich Anfang des Jahres invertiert. Das heisst, dass der Spread negativ geworden ist. Die inverse Zins-Strukturkurve hat zudem diese Woche das negativste Niveau seit 2007 erreicht, wie FT aus London berichtet.
Sogar die reale Rendite der US-Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit (die um die Inflation bereinigte nominale Rendite) wurde unterdessen negativ.
Der starke Rückgang der Renditen im August spiegelt ohne Zweifel die düsteren Aussichten für das Wirtschaftswachstum und den Inflationsdruck wider.
Inzwischen bereuen es Investoren, die mit negativen Renditen gehandelten Anleihen nicht gekauft zu haben. Manche Trader sagen, dass es besser sei, eine kurzlaufende Unternehmensanleihe mit Negativ-Rendite zu erwerben als eine langlaufende Staatsanleihe mit Negativ-Rendite.
Die Real-Rendite der US-Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit ist negativ, Graph: FT, Aug 30, 2019
JP Morgan Chase geht davon aus, dass es für europäische Unternehmen bald selbstverständlich sein werde, neue Kredite mit negativen Renditen zu versehen. Das Handelsniveau von Unternehmen mit dem gleichen Rating wie der deutsche Industriekonzern Siemens zeigt, dass sie sich grundsätzlich kostenlos in Euro Geld leihen können.
Die inverse US-Zinsstrukturkurve (yield curve), 10y UST Rendite (1,47%) ist weiter unter die Rendite von 2y UST (1,52%) gesunken, Graph: Credit Suisse Research, Aug 28, 2019
Warum sind aber manche Anleger bereit, die Anleihen zu kaufen, die eine negative Rendite aufweisen?
Erstens ist es die Erwartung, dass die Notenbanken die Zinsen weiter senken werden. Das würde Kurssteigerungen bedeuten. Der Käufer kann einen Kapitalgewinn realisieren, wenn er die Anleihe später an einen weiteren Käufer verkaufen kann.
Zweitens ist es die Spekulation auf Wechselkursgewinne. Wenn die Anleihe auf eine andere Währung beruht als die Finanzierung der Anleihe.
Drittens ist das Hedging Geschäft. Investoren können die Zins-Unterschiede zwischen verschiedenen Währungen durch „cross-currency basis“ Trading (nach Hedging Kosten) zu eigenen Gunsten ausgleichen und aus negativen Renditen positive Erträge herausholen.
95% des Schweizer Anleihemarktes rentiert negativ, Graph: St. Galler Kantonalbank, Aug 30, 2019
Eine negativ rentierende Schweizer Staatsanleihe kann einem Investor, der in USD rechnet, durch Hedging-Transaktionen einen positiven Ertrag bescheren, d.h. mehr als die Rendite einer vergleichbaren US-Staatsanleihe mit der gleichen Laufzeit, die der Investor gekauft hätte.
Die Forward-Guidance der Zentralbanken, die anhaltende Nachfrage-Schwäche und stagnierende Löhne legen nahe, dass das Zinsniveau weiter abfallen dürfte, solange kein angemessenes Fiskal-Paket geschnürt und umgesetzt würde und Unternehmen daran festhalten, Netto-Sparer zu bleiben.
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