Samstag, 31. März 2018

Rendite der US-Staatsanleihen nach Hedging-Kosten


Die Zinsen am US-Geldmarkt sind im Sog der „Normalisierung der Geldpolitik“ durch die Fed im Steigen begriffen.

Der 3-Monatssatz Libor ist seit Jahresbeginn um 60 Basispunkte auf 2,31% hochgeklettert. Das ist der höchste Wert seit 2008. 

Da Vermögenswerte (Finanzprodukte und Derivate) im Wert von 350‘000 Mrd. USD weltweit daran gekoppelt sind, kommt dem Libor-Anstieg eine ganz besondere Bedeutung zu.

Der Libor ist daher ohne Zweifel der wichtigste Referenz-Satz. Der Anstieg des Satzes hat v.a. für Unternehmen nicht zu vernachlässigende Konsequenzen: die Kreditkosten steigen und der diskontierte Wert ihrer zukünftigen Erträge sinkt. 

Auch die Aktienkurse können fallen und damit dazu beitragen, dass die Mittel aus den Investmentfonds in sichere Anlagen umgeschichtet werden. M.a.W. Das ganze Geschehen kann einen Gegenwind für die gesamte Volkswirtschaft auslösen.


Rendite der US-Staatsanleihen nach Hedging-Kosten: 0.38% in JPY und 0.08% in EUR, Graph: Bloomberg Markets, March 28, 2018.


Denn auch der Libor-OIS-Spread (Aufschlag für besicherte Kredite unter Banken) ist unterdessen auf den höchsten Stand seit 2009 hochgeschossen, was einige unangenehme Erinnerungen wachruft: 

Auf dem Weg in die Finanzkrise war nämlich der Spread so stark gestiegen, dass die Banken plötzlich eine höhere Prämie zur Kreditaufnahme zahlen mussten.

Der als Stress-Messwert für die kurzfristige Liquidität am Geldmarkt geltende Spread hat sich damals als eine Art „Kanarienvogel im Kohlenbergwerk“ erwiesen.

Ein wichtiger Aspekt für die Anleihemärkte ist zudem, dass der Libor-Anstieg die Hedging-Kosten für ausländische Investoren, die US-Staatsanleihen kaufen, steigert.

Wenn man beobachtet, dass die Cross-Currency-Basis sich bisher wesentlich besser entwickelt hat, ist der Anstieg des Libor-Satzes umso bemerkenswerter.


Cross-Currency Basis und USD Libor, Graph: Bloomberg, March 2018

In den vergangenen zwei Jahren waren hauptsächlich die Schwankungen der Cross-Currency-Basis dafür verantwortlich, dass der Rendite-Anstieg der US Treasury Bonds (gegenüber anderen Staatsanleihen) für ausländische Investoren (z.B. Europäer und Japaner), die US Staatsanleihen mit Hedging kaufen, ausgewischt wurde.


Die Rendite der US-Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit und die netto Short-Positionen in US Treasury Bonds, Graph: Bloomberg, March 2018


Die Cross-Currency-Basis beträgt heute nur 4 Basispunkte, um den EUR in USD umzurechnen. Das ist der geringste Wert seit 2014. Noch im Dezember belief sich die Basis (d.h. Preisaufschlag) auf 105 Basispunkte.

Die Rendite der US-Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit beträgt heute nach Hedging in JPY 0,38% und mickrige 0,08% in EUR. Ohne Hedging notiert die Rendite bei 2,74% per Handelsschluss am Donnerstag. 

Wie funktioniert das Hedging-Geschäft aus Sicht eines europäischen Investors?

Der europäische Investor, der US Treasury Bonds kaufen will und über keine USD verfügt, zahlt den US Libor als Zins zuzüglich der Cross-Currency Basis (angegeben als negativer Wert).

Die Basis variiert je nach Nachfrage nach USD. 

Wenn der USD Libor heute 2,31% beträgt und die Basis bei -0,04% notiert, liegen die Hedging-Kosten für den europäischen Investor bei rund 2,73% (= 2.31+0.04+0.38). Der Investor zahlt m.a.W. 2,31% Zinsen auf den USD-Betrag, aber auch -0,38% auf den EUR-Betrag, da der Euribor z.Z. negativ (-0.38%) ist.


Die abflachende Rendite-Kurve der US-Staatsanleihen, Graph: Bloomberg, March 29, 2018


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