Mittwoch, 14. August 2019

Sind Handelskriege inflationär oder deflationär?


Das ist eine schwierige Frage.

Es wird im Allgemeinen davon ausgegangen, dass die Zölle eine inflationäre Wirkung auf die Wirtschaft entfalten. Wir können uns ziemlich gut vorstellen, dass dies in den meisten Fällen zutrifft.

Der Smoot-Hawley-Tarif hatte aber deflationär ausgewirkt. Nachdem das Gesetz erlassen wurde, fielen die Aktien- und Rohstoffpreise von April bis Juni 1930 stark. 

Zur Erinnerung: Der grösste Börsen-Crash des Jahres 1930 ereignete sich unmittelbar, nachdem Hoover angekündigt hatte, den Gesetzentwurf zu unterzeichnen, wie Scott Sumner unterstreicht.

Ob der Zusammenhang kausal war, ist aber unter Ökonomen umstritten.

Eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums würde wahrscheinlich die Inflation verringern. Der Preisverfall bei Rohstoffen und Handelswaren wäre auch deflationär.


China’s Renminbi versus US Inflation (Erwartungen), Graph: Morgan Stanley, Aug 12, 2019


Aktuell können wir hingegen sagen, dass eine schwächere chinesische Währung die globale Deflation fördert, da China der grösste Handelspartner der Welt ist. 

Und die Schwäche der chinesischen Währung führt tendenziell zu einer Schwäche anderer Schwellenländer-Währungen und zu niedrigeren globalen Zinssätzen, wie Morgan Stanley in einer am Montag vorgelegten Analyse schreibt.

Insgesamt müssen sich die Investoren nun mit inversen Zinsstrukturkurven (yield curve) auseinandersetzen. Die Summe der Staatsanleihen, die mit Negativ-Rendite gehandelt werden, ist inzwischen auf 15‘000 Mrd. USD angewachsen.



In der Vergangenheit bekamen Leute, die Geld verliehen hatten, später mehr Geld zurück. Der Grund ist einfach begründet, um 1) die Inflation auszugleichen und 2) das Risiko, nicht zurückgezahlt zu werden, zu decken und 3) natürlich dafür, dass sie damit auf andere Investitionen verzichten. Heute ist der Wert der Staatsanleihen, die mit Negativ-Rendite gehandelt werden, auf 15‘000 Mrd. USD angestiegen, Graph: WSJ, Aug 11, 2019  


Der direkte Effekt der Zölle auf das Wachstum wäre wahrscheinlich moderat, hat Paul Krugman vor einem Jahr in seiner Kolumne bei NYTimes notiert.

Der Rückgang des Welthandels würde vielmehr die Unternehmen dazu zwingen, die Lieferketten (supply chain) neu zu organisieren, was „gestrandete Vermögenswerte“ schaffen würde.

Würden die Anlagen, die aufgrund der unvorhergesehenen Änderung der Rahmenbedingungen eine nicht erwartete Abwertung erfahren, die Produktivität beinträchtigen, würde ein „Handelskrieg“ mit der Schaffung neuer Lieferketten inflationäre Konsequenzen auslösen, so die Schlussfolgerung von Krugman.

Das sind allerdings alles theoretische Gedankengänge, aber ein nützliches Rahmenwerk, weitere Überlegungen anzustellen.

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