Droht der Handelsstreit zwischen den USA und China zu eskalieren? Wir wissen es nicht, aber was wir sehen, ist, dass die Situation beginnt, ernst zu werden.
Washington hat mitgeteilt, dass die Anhebung von neuen Abgaben auf Einfuhren aus China in Höhe von 200 Mrd. USD in der Nacht zum Freitag in Kraft getreten sei.
Beijing hat nicht lange gefackelt und neue Zölle auf Einfuhrgüter aus den USA im Wert von 60 Mrd. USD angekündigt, und zwar gültig ab 1. Juni.
US-Präsident Trump hatte Chinas Führung zuvor gewarnt, für die jüngsten US-Zölle Vergeltung zu üben.
Eine interessante Frage in diesem Zusammenhang ist, ob und wie China mit den USA mithalten kann.
Denn die Daten zeigen, dass die USA nicht so viel nach China exportieren: 120,3 Mrd. USD (2018). Und Chinas Ausfuhren in die USA belaufen sich auf einen Wert von 539,5 Mrd. USD (2018).
Die Waren, die China importiert, sind meistens auf Waren gerichtet, die China entweder selbst nicht herstellt (z.B. Langstrecken-Flugzeuge) oder als Inputs für Chinas Exportgeschäft dienen.
Chinas Reaktion wäre daher allem Anschein nach asymmetrisch und Beijing wäre gezwungen, nach anderen Druckmitteln Ausschau zu halten, die es gegen die USA einsetzen kann, wie Brad Setser notiert.
US Güterhandel mit China, Ausfuhren und Einfuhren, Graph: faznet, May 13, 2019
(1) Chinas Führung könnte neue Beschränkungen für die in China tätige US-Unternehmen auferlegen und Massnahmen ergreifen, um die Verkäufe in China zu begrenzen. Apple und GM wären beispielsweise davon tangiert, die ja Telefone und Autos herstellen, die von Zöllen nicht betroffen sind.
(2) China könnte die eigene Landeswährung abwerten, um die negativen Effekte der US-Zölle auf die chinesische Wirtschaft zu kompensieren.
(3) China könnte aus seinem eigenen Portfolio (Reserven) US Treasury Bonds verkaufen.
Der dritte Punkt ist derzeit von grösster Bedeutung.
Wenn wir die UST-Verkäufe durch China in Anlehnung an den QE-Ansatz (quantitative easing) betrachten würden, müssten wir von einem Ansatz QT (quantitative tightening), der hierbei zur Anwendung käme, ausgehen.
Die Erwartung wäre demnach, dass die US-Renditen steigen würden.
Die kurzfristigen Zinsen werden aber von der Fed bestimmt. China hat darauf keinen Einfluss. Es ist daher unklar, warum die langfristigen Renditen etwas ansteigen müssten, zumal die Fed wieder eine QE-Politik einführen und die von China verkauften US-Treasury Bonds aufkaufen würde.
Wie könnte Onkel Sam seinen USD-Vorrat jemals total erschöpfen? Der US-Staat ist ja der souveräne Emittent des US-Dollars.
Jeder einzelne Dollar, den die Chinesen haben, kommt aus den USA. Es gibt zwei Quellen: 1) US-Kredite und 2) US-Ausgaben, wie L. Randal Wray erläutert.
China liebt den zweiten Punkt: Chinesen arbeiten hart daran, Dinge zu produzieren, die sie nach Amerika verkaufen können, damit sie Dollars bekommen.
All die Dollar, die die Chinesen haben, kamen also aus den USA. Es gibt keinen Netto-Vorrat an Dollars aus China.
China erhält USD von den Netto-Exporten in die USA. Diese landen bei der Bank of China. Die Bank of China (PBoC) zieht es vor, Zinsen auf Dollar-Bestände zu verdienen, weshalb sie in UST umgewandelt werden.
Und dies geschieht in den Büchern der Fed: Die Reserven der Bank of China bei der Fed werden belastet (debited) und die UST der Bank of China gutgeschrieben (credited). Es fliesst kein Netto-Dollar an US Schatzamt.
China könnte also durch den Verkauf von US-Staatspapieren der US-Wirtschaft kaum Schaden zufügen. Ganz im Gegenteil: Wenn der US-Dollar dabei abwerten würde, käme es dem US-Exportgeschäft zugute. Die US-Wirtschaft würde davon profitieren.
Die USA sind als Emittent der Landeswährung USD keinen finanziellen Zwängen ausgesetzt. Und sie können daher nicht gezwungen werden, in Zahlungsverzug (default) zu geraten; die Fed kontrolliert den Leitzins. Der Rest der Welt kann die USA damit niemals „erpressen“.
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