Mittwoch, 18. April 2018

Ist der Marktzyklus am Ende?


Die US-Notenbank hat im Dezember 2015 begonnen, die Zinsen (Fed Funds Rate) allmählich zu erhöhen. 

Der Tagesdurchschnittszinssatz für täglich fällige Kredite zwischen Banken ist seither insgesamt sechsmal angehoben worden.

Der Leitzins der Fed beläuft sich nun mit der letzten Erhöhung vom März 2018, die ja im „Rahmen der Erwartungen“ lag, auf 1,5% bis 1,75%. Das Stichwort heisst „Normalisierung“; nach GFC („Great Financial Crisis“) von 2008 wohlgemerkt.

Bemerkenswert ist aber, dass die Ertragskurve (yield curve) eine unzweideutige Botschaft vermittelt:

Die Abflachung der Kurve deutet darauf hin, dass die Erwartungen auf lange Sicht nicht besonders günstig sind: Während die kurzfristigen Zinsen ansteigen, kommen die langfristigen Zinsen kaum vom Fleck. (*)

Deutsche Bank Research hat am Montag die folgende Abbildung präsentiert, um zu zeigen, dass der US Treasury Markt in der Tat damit rechnet, dass die Fed im Jahr 2021 beginnt, die Zinsen wieder zu senken.

Das heisst, dass die Märkte davon ausgehen, dass die Zinsen in drei Jahren niedriger liegen werden als heute. Das wirft natürlich die Frage auf, ob wir damit am Ende des Markt-Zyklus sind?


US-Swap-Sätze, Graph: John Authers, FT, Apr 17, 2018


Denn robuste Unternehmensgewinne bedeuten nicht unbedingt, dass die Aktien-Indizes weiter klettern, v.a. wenn Aktien teuer sind.


CAPE ratio von S&P 500 Index, Graph: BloombergTV, Apr 17, 2018


Zugleich sieht es danach aus, dass die zusätzlichen Zinserhöhungen der Fed weniger relevant werden, wenn der Fed-Zyklus sich voll entwickelt und die Zinssätze sich dem sog. neutralen (natürlichen) Niveau annähern.



S&P 500 Index KGV (Kurs Gewinn Verhältnis), Graph: BloombergTV, Apr 17, 2018


So erklärt sich auch die anhaltende USD-Schwäche.


US-Dollar fällt seit der Amtsübernahme von Donald Trump als US-Präsident, Graph: fastFT , Apr 17, 2018


Die Fed dürfte, wenn es so weiter geht, in den nächsten 12 Monaten den eigens prognostizierten neutralen Zinssatz anschlagen.


Die US-Zinsen kommen zum neutralen (Gleichgewichtszinssatz) Niveau immer näher, Graph: Morgan Stanley, Apr 17, 2018

Und die Investoren rechnen für die US-Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit in zehn Jahren mit einem Rendite-Niveau von etwas mehr als 3%, was sich vom heutigen Stand (2,832%) nicht wesentlich unterscheidet.


Rendite-Erwartungen, gemessen an 10y10y US-Treasury Bonds Renditen, Graph: John Authers, FT, Apr 17, 2018


Das bedeutet erstens eine träge Entwicklung der Wirtschaft in naher Zukunft und zweitens, dass von einem Bear Market in Bonds kaum die Rede sein kann.

Daher ist die Abflachung der Zinsstruktur-Kurve in diesem Zusammenhang wichtig und ernst zu nehmen:


Die flacher werdende US-Treasury Rendite-Kurve, Graph: John Authers, FT, Apr 17, 2018






(*) 

Die langfristigen nom Zinsen können in drei Teile zerlegt werden:

(1) Die erwarteten kurzfristigen Real-Zinsen (was den natürlichen Zinssatz widerspiegeln würde).

(2) Die Laufzeitprämie (term premium), das ist die Entschädigung für die Investoren, dass sie in langfristige Anleihen investieren, statt in kurzfristige.

(3) Die langfristigen Inflationserwartungen.

Wenn die Zinsen am Ende der Ertragskurve nicht steigen, obwohl die Zinsen am kurzen Ende der Kurve steigen, bedeutet dies, dass die Laufzeitprämie nicht besonders steigt und die langfristigen Inflationserwartungen moderat bleiben.

1 Kommentar:

Urs hat gesagt…

Zitat: "Das heisst, dass die Märkte davon ausgehen, dass die Zinsen in drei Jahren niedriger liegen werden als heute."

Das ist hochinteressant, besonders für Leute, die Hypotheken oder andere langfristige Verbindlichkeiten abschließen wollen.

Denn nicht immer aber meistens hat der Markt recht.

Und daraus folgt, daß man bei der Wahl zwischen variabler Hypothek oder Festhypothek die Variante abschließen sollte, die für niedrigere Zinsen besser ist in den nächsten Jahren.

Heute habe ich einen Kommentar gelesen eines großen Anbieters, daß sie davon ausgehen, daß demnächst (nächstes Jahr) die Zinsen wieder steigen dürften.

Man sollte sich nach dieser Lesart also absichern. Verdienen tuen daran aber gemäß Beobachter-Bericht in der absolut überwiegenden Zahl der Fälle nur die Anbieter.

Wer also dem Markt glaubt (obiges Zitat sowie Graphiken im Blogbeitrag), der kann auf eine teure Absicherung verzichten und die billigere, nicht gegen steigende Zinsen abgesicherte Hypothek nehmen.