Es besteht heute kein Zweifel daran, dass Europa mit der Verordnung der fiskalischen Austerität und der Umsetzung der harschen Sparmassnahmen im Anschluss der globalen Finanzkrise von 2008-2009 sich selbst geschadet hat.
Die Behauptung der Entscheidungsträger aus Brüssel und Berlin, dass die einschneidende Kürzung der Ausgaben sich positiv auf das Wachstum und die Beschäftigung auswirken würde, hat sich als Trugschluss erwiesen.
Die wirtschaftliche Entwicklung seither erinnert an die Wirtschaftspolitik im Goldstandard: konktraktiv und deflationär.
Die Geldmenge ist gesunken, und damit auch die Unternehmensgewinne, Löhne, Einkommen und Preise.
Es ist daher bemerkenswert, zu beobachten, wie die militanten Anhänger der Austeritätspolitik heute die EZB zu Zinserhöhungen aufrufen.
Dabei war es der widrige Weg der Austerität, die einen Rückgang der Preise und der Inflation ausgelöst hat.
Schlimm ist, dass die deflationäre Entfaltung zu einem Anstieg der Schulden, die die Politik in Europa mit Haushaltskonsolidierung bekämpfen will, geführt hat, nicht zu einem Rückgang.
Inflation vs Inflation Targeting, Graph: Morgan Stanley
Der deflationäre Prozess erhöht, im Gegensatz zu Inflation, den realen Wert der Schulden. Schuld ist definiert als Vermögenswert ihrer Eigentümer: Gläubiger und internationale Financiers, einschliesslich Private-Equity-Investoren, wie Ann Pettifor in ihrem neuen Buch beschreibt.
Deflationäre Massnahmen und der Druck daraus sind aus Sicht der Vermögensträger, Banken und Gläubiger willkommen: denn sie verursachen einen Wertanstieg der Schulden und anderer finanziellen Vermögenswerten, im Verhältnis zu Preisen und Einkommen.
Was sie aber unbekümmert ignorieren, ist die Tatsache, dass der Anstieg der realen Last der Schulden das Einkommen der Schuldner verringern und einen Ausfall der Obligationen auslösen kann.
Gleichzeitig erhöht der deflationäre Druck den Wert von Bargeld (cash), weil der reale Wert des Geldes steigt.
Staatsverschuldung versus Rendite der Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit, Graph: Morgan Stanley
In einer Wirtschaft, die auf dem Kreditwesen beruht, führt ein Überhang an Schulden zu einem Rückgang der Kreditvergabe oder der Kreditaufnahme, was wiederum einen Rückgang der Geldmenge hervorbringt.
Die Verknappung des Geldes (bzw. cash) verursacht einen Anstieg des Wertes von Bargeld.
Die kontraktiven Massnahmen in einem schwer angeschlagenen Umfeld der Wirtschaft führen daher zu einer Schrumpfung der öffentlichen Investitionen, während der (überschuldete) private Sektor die Ausgaben kürzt.
Die Austeritätspolitik drosselt also nicht nur die Aktivitäten auf dem öffentlichen Sektor, sondern auch auf dem privaten Sektor, was Unternehmensgewinne, Löhne und Eikommen einschliesst. Austerität verschlimmert die Verschuldungssituation.
Eine Zinserhöhung durch die EZB würde heute auf dem Privatsektor lasten. Eine stagnierende Wirtschaft fördert die Kapitalentwicklung nicht.
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