Die EZB unterstreicht in einer am Donnerstag vorgelegten Forschungsarbeit (Research Bulletin No. 36) den Zusammenhang zwischen der Geld- und Fiskalpolitik, v.a. wenn die nominalen Zinsen an die Nullzins-Grenze (zero lower bound) gelangen und wie die öffentliche Verschuldung vor diesem Hintergrund zu betrachten ist.
Auch die Spreads von Staatsanleihen bilden Gegenstand von mehreren Gleichgewichten (multiple equilibria), schreiben die Verfasser der Analyse.
Das heisst: Wenn die Wirtschaftsakteure optimistisch sind, gehen sie von einer geringeren Wahrscheinlichkeit für eine Umstrukturierung oder von Ausfall (default) aus.
Wenn sie hingegen pessimistisch werden, verlangen sie höhere Spreads, was den Schulden-Stand ansteigen lässt und die Wahrscheinlichkeit von Ausfall (default) erhöht.
Der Anstieg der Spreads im Euroraum in den Jahren 2011-2012 kann daher mit dem Pessimismus der Wirtschaftsakteure erklärt werden.
Der Rückgang der Spreads ist daher möglicherweise auf die OMT-Ankündigung (Outright Monetary Transactions) der EZB zurückzuführen.
Modell: eine effektive makroökonomische Stabilisierung mit Hilfe der Fiskalpolitik, Graph: ECB Research Bulletin No. 36, June 29, 2017.
Die Autoren (Marek Jarcinski und Bartosz Mackowiak) betonen, dass eine “effektive makroökonomische Stabilisierung im Rahmen einer alternativen Vereinbarung für die Geld- und Fiskalpolitik” machbar ist.
Zu Beginn einer Rezession steigt die Staatsverschuldung gewöhnlich an. Die Fiskalpolitik muss dann entscheiden, wann die Aufmerksamkeit von der Konjunkturstabilisierung auf die Nachhaltigkeit der Schulden zu lenken ist.
Wenn die Verschuldung als Umstrukturierungs- oder Ausfallrisiko wahrgenommen wird, dann kann die Schuldentragfähigkeit auf Kosten der Konjunkturstabilisierung die Oberhand gewinnen.
Nun, man stelle sich aber vor, dass ein zentral betriebener Fonds Staatsanleihen der Euroraum-Länder kauft und eigene Anleihen ausgeben kann; nennen wir sie „EUROBONDS“.
Die EUROBONDS geraten nicht in Zahlungsverzug (non-defaultable). Wenn die Voraussetzung erfüllt ist, dass der Fonds und die EZB sich einigen, die EUROBONDS, die auslaufen, (die im Rahmen einer konzertierten Aktion ausgegeben wurden,) wieder zum Nennwert in den EUR auszutauschen.
Die Schlussfolgerung der Studie ist, dass die Währungs- und die Finanzbehörden einer Volkswirtschaft mit einem eigenen Fiat Currency sicherstellen können, dass die in Fiat Currency denominierten öffentlichen Schulden non-defaultable sind, d.h., dass die Staatsanleihen, die fällig werden, zum Nennwert in dieselbe Währung austauschbar sind.
Vor diesem Hintergrund kann die Fiskalpolitik das Augenmerk auf die Stabilisierung der Konjunktur richten, wenn die Geldpolitik an die Nullzins-Grenze gerät, wenn nämlich die Geldpolitik an Wirksamkeit verliert.
Doch die Entscheidungsträger im Euroraum haben es vorgezogen, der gesamten Wirtschaft in Europa eine harsche fiscal austerity zu verordnen.
Dabei wäre der öffentliche Sektor gefordert, v.a. während der Unternehmenssektor (nebst privaten Haushalten) Netto-Sparer ist, als „borrower as last resort“ zu agieren, so dass Investitionen in produktive und nachhaltige Projekte erhöht werden, um die Beschäftigung zu fördern.
Wir wissen, dass die Beschäftigung Einkommen einbringt. So würde am Schluss die gesamtwirtschaftliche Nachfrage angekurbelt. Fiskal-Konservatismus und monetärer Radikalismus helfen nicht, die wirtschaftliche Erholung voranzutreiben und die Kreditvergabe durch die Banken wiederzubeleben.
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