Aus einem im Jahr 2016 veröffentlichten Bericht der Advocacy Gruppe Global Justice Now geht hervor, dass 69 der weltweit grössten 100 Wirtschaftseinheiten jetzt Konzerne sind, nicht Staaten.
Mit einem Jahresumsatz von 485,9 Mrd. USD übertrifft Walmart alle bis auf neun Länder.
Da die Konzerne der Welt immer grösser und profitabler werden, so wächst auch die Macht und der Einfluss, die die Unternehmen ausüben.
Die multinationalen Konzerne engagieren über die Grenzen und Kontinenten hinweg grosse Armeen von Lobbyisten, Anwälten und PR-Menschen, um mit mehr als genug Ressourcen Einfluss auf die Regulatoren und die gewählten Vertreter auf der ganzen Welt zu nehmen.
Die vorherrschende Definition der Volkswirtschaftslehre betrachtet die Firmen als bloss „eine Verknüpfung von Verträgen“ mit keiner Macht und keiner Autorität nicht anders als ein gewöhnlicher Marktvertrag zwischen zwei Personen.
Das ist die Frage, mit der sich Luigi Zingales in einer Forschungsarbeit („Towards a Political Theory of the Firm“) beschäftigt, wie der der Blog ProMarket ausführlich schildert.
Die grössten Unternehmen der Welt nach der Marktkapitalisierung (Börsenwert), Graph: FT
Im neoklassischen Modell sind Unternehmen in einem hart umkämpften Markt tätig, wo sie wenige Anreize spüren und über wenig Ressourcen verfügen, um gegen die Spielregeln zu verstossen.
Wenig Anreize, weil in einem neoklassischen Modell Unternehmen i.d.R. relativ klein sind und die Kosten solcher Aktivitäten die Vorteile überwiegen.
Wenig Ressourcen, weil ein wettbewerbsorientierter Markt Unternehmen keine abnormalen Gewinne anbietet, um damit Lobbying Aktivitäten durchzuführen.
Das Gegenteil trifft auf konzentrierte Märkte, wo Unternehmen genügend hohe Gewinne haben, um Lobbying-Tätigkeiten zu veranstalten. So können Unternehmen nur dann politische Macht gewinnen, wenn sie über eine bedeutende Marktmacht verfügen.
Die Marktkonzentration kann daher leicht dazu führen, was Zingales als „Medici Teufelskreis“ bezeichnet: Das Geld wird eingesetzt, um politische Macht zu erlangen und die politische Macht wird eingesetzt, um mehr Geld zu verdienen.
Was ist dagegen zu tun?
Um die Risiken des „Medice Teufelskreises“ abzuschwächen, schlägt Zingales eine Reihe von Reformen vor, wie etwa die Verbesserung der „corporate democracy“, bessere Regeln gegen Drehtür-Effekten und mehr Aufmerksamkeit auf das Risiko, dass die Ökonomen sich von Unternehmensinteressen nicht vereinnahmen lassen.
Ein wichtiges politisches Instrument wäre z.B. eine energische Durchsetzung der Kartell-Gesetze.
Doch das einzig wichtigste Mittel ist, wie Zingales weiter argumentiert, die Öffentlichkeit zu sensibilisieren. Das ultimative Genie der Demokratie ist, einige wesentliche ökonomische Entscheidungen aus den Händen von Partikularinteressen zu nehmen und sie der breiten Öffentlichkeit zuzuordnen.
Der Übertrag mag aber u.U. nicht das gewünschte Ergebnis liefern, wenn die Öffentlichkeit sich der Risiken nicht bewusst ist.
PS: Eine gute Frage, die der Blog Econospeak vor diesem Hintergrund aufwirft, ist, ob der Umsatz die richtige Messgrösse ist? Denn BIP ist ein Mehrwert-Konzept, Umsatz hingegen nicht.
Walmart mag viel Umsatz vorweisen, aber die Vorsteuer-Einnahmen des Unternehmens betragen nur 20,5 Mrd. USD und das Betriebsergebnis beläuft sich auf 22,8 Mrd. USD.
Gewinne unterschätzen die Wertschöpfung (value-added) und da Walmart über 100 Mrd. USD Betriebskosten hat, ist sein Bruttogewinn wahrscheinlich die richtige Metrik, um das Unternehmen mit dem BIP der Länder zu vergleichen. Und dieser Wert betrug im Jahr 2016 124,6 Mrd. USD.
Ja, Walmart ist ein Mega-Unternehmen, aber seine Wertschöpfung findet keinen Platz unter den 10 grössten Staaten.
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