Die SNB hat als vorrangiges Ziel die Preisstabilität zu gewährleisten und dabei der konjunkturellen Entwicklung Rechnung zu tragen.
Damit setzt sie grundlegende Rahmenbedingungen für die Entwicklung der Wirtschaft.
Auf der anderen Seite des Atlantiks verfolgt die US-Notenbank ein duales Mandat (gemäss Fed Reform Act von 1977): Sicherung der Preisstabilität sowie der Vollbeschäftigung in der Wirtschaft.
Zur Erinnerung: Die Schaffung von Vollbeschäftigung steht in den USA viel länger in den offiziellen Dokumenten als die Wahrung der Preisstabilität.
Der Gedanke, die Stabilität des Finanzsystems zu wahren, stand aber von Anfang an im Vordergrund (Gründungsdokument von 1913).
Dennoch wird heute insbesondere im Sog der globalen Finanzkrise von 2008-2009 tatkräftig darüber debattiert, ob die Fed auch ein Mandat für die Finanzstabilität hat oder nicht.
Die Antwort liegt auf der Hand: Natürlich spielen Zentralbanken eine Rolle, aus verschiedenen Gründen, was die Finanzstabilität betrifft, wie die Fed Richmond jetzt in einem aktuellen Paper festhält.
Das Finanzsystem: Teilnehmer und Verflechtungen, Graph: Federal Reserve System in: Purposes & Functions
(1) Die Geldpolitik wirkt sich auf die finanziellen Bedingungen in einer Weise aus, dass damit zu Stabilität oder Instabilität beigetragen werden kann.
Eine unregelmässige Gestaltung der Geldpolitik oder eine volatile Inflation kann daher destabilisierend wirken.
(2) Die Zentralbanken erlangen und entwickeln Erkenntnisse, die für die Finanzstabilität von Nutzen sind, durch die Wege, wie sie funktionieren.
(3) Die finanziellen Bedingungen zählen zu den Faktoren, die für die Zentralbanken zur Beurteilung des Standes der Wirtschaft und zur Gestaltung einer angemessenen Geldpolitik von Bedeutung sind.
Allerdings mag der Umfang dessen, was zu tun ist, um die Finanzstabilität (ein ausdrückliches oder ein implizites Mandat) zu stützen, für viele Zentralbanken zweideutig sein.
Die vier Komponenten des Finanzsystems in Sachen Anfälligkeit, Graph: Federal Reserve System in: Purposes & Functions
Das ist wichtig, weil die Massnahmen, die von den Zentralbanken in Bezug auf die Entwicklungen in der Wirtschaft und den Finanzmärkten getroffen werden, vom Verständnis des Mandats geprägt sind, wie die Verfasser der Studie der Fed Richmond unterstreichen.
Daher kommt es auf die Art der Aufgabe besonders an, was das Geschehen in der Wirtschaft, die Erwartungen im Markt (ex-ante „Spielregeln“) und die Rechenschaftsplicht betrifft.
Die Definition für Finanzstabilität, Graph: Federal Reserve System in: Purposes & Functions
Ein Grund, warum das ganze Thema eine inhärente Herausforderung darstellt, ist, dass es keine einzige Definition von „Finanzstabilität“ gibt. Die jüngsten Diskussionen drehen sich auf die Finanzkrise von 2008.
Die Fed liefert nun zu diesem Zweck unter der Rubrik „Purposes and Functions“ (*) eine klare und breite Definition:
„Ein Finanzsystem gilt als stabil, wenn Finanzinstitute (Banken, Sparkassen und Kreditwesen) und andere Dienstleistungserbringer von Finanzprodukten und die Finanzmärkte in der Lage sind, private Haushalte, Gemeinden und Unternehmen mit Ressourcen, Dienstleistungen und Produkten zu beliefern, die sie benötigen, um zu investieren und an der gut funktionierenden Wirtschaft teilzunehmen“. (**)
(*) Board of Governors of the Federal Reserve System, Purposes and Functions, 10th Edition, March 2017.
(**) Meine freie Übersetzung.
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