Dienstag, 18. August 2020

Fed und das durchschnittliche Inflationsziel (average inflation targeting)

Wie wir beobachtet haben, hat der FOMC, d.h. der geldpolitische Ausschuss der US-Notenbank (Fed) den geldpolitischen Kurs auf der letzten Tagung im Juli unverändert beibehalten.

Die Währungshüter betonten die Abwärtsrisiken und zogen eine künftige Lockerung in Betracht. Doch der Ausschuss schien mit der gegenwärtigen Politik zufrieden zu sein. 

Credit Suisse Analysten betonen im „Investment Daily“ am Montag die Erwartung, dass der Ausschuss nun bereit sei, bis zur September-Tagung zu einem Rahmen für eine Zielvorgabe der durchschnittlichen Inflation (average-inflation targeting) überzugehen, wie es aus dem aktuellen Sitzungsprotokoll der Fed hervorgehe.

Zudem dürfte der Ausschuss als eine weitere Option für eine geldpolitische Lockerung aktiv über die Einzelheiten der Vorwärtsausrichtung (forward guidance) und der Kontrolle der Zinskurve (yield curve control) diskutieren.

Worum aber geht es beim „average inflation targeting“?

Es ist die Vorstellung, dass die Zentralbank nicht darauf abzielt, die Inflation bei 2% (wie bisher) zu halten, sondern sie könnte stattdessen anstreben, sie bei einem Durchschnitt von 2% zu halten. 

US Inflationserwartungen gemessen an 10y UST break-even Sätzen, Graph: Morgan Stanley, Aug 17, 2020

Das bedeutet, dass die Fed es gern zulassen würde, dass die Inflation zweitweise überschritten wird. 

Auf dieser Grundlage brauchen die Märkte über einen Anstieg der Preise und Inflationserwartungen nicht besorgt zu sein, da die Rate deutlich über 2% liegen müsste, bevor es Grund zur Besorgnis gibt.

10y UST real Rendite versus 10y UST break-even Sätze, Graph: Steven Englander, Standard Chartered Plc via John Authers, Bloomberg, Aug 18, 2020 


Als Reaktion auf die Zahlen des Verbraucherpreisindexes (CPI) der vergangenen Woche stiegen die Break-even Sätze stark an. Aber die realen Renditen wurden davon kaum beeinträchtigt.

Das heisst, dass die Anleger derzeit keine zusätzliche Entschädigung dafür fordern, dass sie das Risiko langfristiger Investitionen eingehen.

Das wieder bedeutet möglicherweise, dass der Anleihemarkt durch einen möglichen Inflationsdruck nicht besonders beunruhigt ist.

Was den Anleihemarkt derzeit wirklich antreibt, sind laut Steven Englander die Fortschritte im Kampf gegen die Pandemie.

Inflationserwartungen versus 10y UST Laufzeitprämie (term premium), Graph: BNY Mellon via John Authers, Bloomberg, Aug 18, 2020 


Der Anleihemarkt kümmert sich nicht um eine schockierend hohe Kerninflation, sondern darum, ob die Anzahl von COVID-19 Fällen ab- oder zunimmt, wie John Authers in seiner Kolumne bei Bloomberg am Dienstag unterstreicht.

Eine höhere erwartete Inflation sollte direkt zu einer höheren Laufzeitprämie (term premium) führen. Das ist aber derzeit nicht der Fall. 

Und dies ist darauf zurückzuführen, dass die Investoren bereits davon ausgehen, dass die Fed ein durchschnittliches Inflationsziel (average inflation targeting) anstrebt. Das Einzige, was sie davon abbringen würde, wäre laut Authers eine deutliche Verbesserung im Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie.

Die US Kerninflation hat im Juli auf Monatsbasis den höchsten Wert seit 1991 registriert, GraphJohn Authers, Bloomberg, Aug 18, 2020 


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