In der Eurozone werden mittlerweile alle Staatsanleihen mit zwei Jahren Laufzeit mit einer Negativ-Rendite gehandelt.
Die Rendite der 10-jährigen Bundeswertpapiere mit minus 0,399% steht kurz davor, unterhalb des Satzes der Einlagefazilität mit minus 0,40% zu fallen.
Die Futures Märkte preisen inzwischen die erste Zinssenkung durch die EZB im September 2019 und dann eine zweite in 12 Monaten ein.
Die Zentralbanken halten vor diesem Hintergrund am extra-lockeren Kurs der Geldpolitik, der nach dem Ausbruch der GFC (Global Financial Crisis) von 2008-2009 eingeschlagen wurde, weiterhin fest.
Das ist insofern interessant, als die geldpolitischen Entscheidungsträger und Ökonomen auf beiden Seiten des Atlantiks seit ein paar Monaten Überlegungen anstellen, welche geldpolitische Mittel in welcher Reihenfolge eingesetzt würden, falls die nächste Rezession einschlagen würde.
In der Eurozone werden alle Staatsanleihen mit 2 Jahren mit Negativ-Rendite gehandelt, Graph: FT, July 3, 2019
Die anhaltende US-Wirtschaftsexpansion erreicht immerhin gerade einmal 121 Monate und verbucht damit offiziell die längste seit 1854.
Die anhaltende US-Wirtschaftsexpansion, Graph: Bloomberg, July 1, 2019
Angesicht einer konjunkturellen Abkühlung würde der FOMC, der geldpolitische Ausschuss der Fed mit herkömmlichen Zinssenkungen reagieren. Merke: Die Fed hat derzeit mehr Spielraum als die EZB.
Der nächste Schritt wäre Forward Guidance, d.h. die Kommunikation über den erwarteten oder anvisierten künftigen Weg des Leitzinses (policy rate).
Was ist aber mit QE (quantitative easing), d.h. mengenmässiger Lockerung der Geldpolitik?
Inflationserwartungen im Euroraum: 5y5y inflation swap forward rate, Graph: Finanz und Wirtschaft, July 3, 2019
Die QE würde sicherlich als Teil des geldpolitischen Werkzeugsatzes in Betracht kommen.
Bemerkenswert ist aber, kurz in Erinnerung zu rufen, wie harsch die Kritik und Reaktionen damals in den Jahren 2010 und 2011 ausgefallen waren.
Die Futures Märkte deuten auf zwei Zinssenkungen durch die EZB in den kommenden 12 Monaten hin, Graph: BloombergTV, July 3, 2019
Guido Mantega, der brasilianische Finanzminister hatte dafür den Ausdruck „currency war“ („Währungskrieg“) geprägt.
Wolfgang Schäuble hatte die QE-Politik der Fed als „ahnungslos“ bezeichnet.
Eine Reihe von konservativen US-Ökonomen, die als kruden Verteidiger des Monetarismus gelten, in einem offenen Brief davor gewarnt, dass der USD massiv an Wert verlöre und die Inflation durch die Decke schiessen würde.
Die Führungsetage der Republikaner im US-Kongress hatte lautstark Bedenken gemeldet, dass die erleichterte Kreditvergabe die Verbraucher zur Überverschuldung verführen würde.
Heute kann man ganz leicht resümieren, dass keine der Vorwürfe zugetroffen hat. Ganz im Gegenteil: Die Verschuldung der privaten Haushalte hat abgenommen und die Zinslast ist seit der GFC wesentlich zurückgegangen.
Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Kritik von Anfang an politischer Natur war.
Auch heute stehen politische und ideologische Einschränkungen im Mittelpunkt, die den Einsatz der Fiskalpolitik unterbinden, während die Mehrzahl der Ökonomen damit einverstanden ist, dass die Geldpolitik an der Nullzinsgrenze (ZLB: zero lower bound) an Zugkraft verloren hat.
Wir dürfen aber das antizyklische Potential der Fiskalpolitik nicht ignorieren, wie Ben Bernanke in seinem Beitrag im neulich von Olivier Blanchard und Larry Summers herausgegebenen Buch unterstreicht.
Doch die Entscheidungsträger im Euroraum halten daran fest, die Krise weiterhin mit Geldpolitik zu bekämpfen.
Und das Hauptrisiko in der Eurozone bleibt das mangelnde Lohnwachstum. Nicht vergessen, die Unterbeschäftigung ist die neue Arbeitslosigkeit.
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