Seit Zentralbanken sich auf beiden Seiten des Atlantiks anschicken, die mengenmässige Lockerung der Geldpolitik schrittweise zurückzufahren, reagieren die Anleihemärkte.
In den ersten acht Handelssitzungen des neuen Jahres ist der Pool der Anleihen, die mit einer negativen Rendite gehandelt werden, um 1'000 Mrd. USD auf 7'300 Mrd. USD geschrumpft, wie Bloomberg berichtet.
Ob die aktuelle Entwicklung auf einen Anstieg des Wachstums und der Inflationsaussichten angedeutet werden kann, mag vorerst dahingestellt sein.
Was wir sicherlich wissen, ist, dass sich der Kauf von Anleihen mit Negativ-Renditen in einem deflationären Umfeld der Wirtschaft gelohnt hat, zumal es das erklärte Ziel der Zentralbanken war, mit der QE-Politik einen Abwärtsdruck auf die Zinsen am langen Ende der Laufzeit auszulösen.
In einem schweren Abschwung schiesst die Nachfrage nach Liquidität in die Höhe. Die Notenbanken stellen (als lender of last resort) unmittelbar Liquidität bereit, um die Nachfrage anzukurbeln und die Vollbeschäftigung zu stützen.
Die Volkswirte gingen aber bisher in der Theorie davon aus, dass die Untergrenze (zero lower bound) für die kurzfristigen Zinssätze bei null liege. Versuche, negative Zinsen einzuführen, würden demnach private Haushalte und Unternehmen animieren, von Wertschriften, die eine negative Rendite abwerfen, auf liquide Mittel umzusteigen.
Das Volumen der Anleihen, die mit einer negativen Rendite gehandelt werden, nimmt im neuen Jahr allmählich ab, Graph: Bloomberg Markets
Doch der Verlauf der Krise zeigt, dass die Untergrenze für kurzfristige Zinssätze knapp unter null läuft.
Keynes hat gesagt, dass mehr Geld gehortet würde, wenn kurzfristige Zinsen ihre Untergrenze erreichen würden. Die Geldpolitik in einer Liquiditätsfalle bliebe daher wirkungslos. Die Fiskalpolitik hingegen würde die Nachfrage stimulieren und den Output auf Vordermann bringen.
Die Bank of England (BoE) hat beispielsweise seit ihrer Gründung 1694 bis 2009 den Leitzins nie unter 2% gesenkt. 2015 hatten sämtliche Notenbanken in den fortentwickelten Volkswirtschaften die Zinsen so stark gesenkt, dass es auf null hinauslief. Die Schweiz, Dänemark und Schweden haben sogar Negativzinsen eingeführt.
Hätte die Geldpolitik Erfolg, müssten die Renditen am langen Ende der Kurve höher liegen. Die Zinsstrukturkurve müsste steiler werden, nicht flacher.
Welche Rolle spielt also das Geld, wenn die Nachfrage danach instabil ist und Bargeld und Staatsanleihen (während die Wirtschaft mit einer hartnäckigen Nachfrageschwäche in der Liquiditätsfalle steckt) vollkommen austauschbar sind? Die in den Mainstream-Medien viel beschriebene „Jagd“ ist nicht nach Rendite, sondern nach Sicherheit.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen