Dienstag, 9. Februar 2016

Wettlauf um Negativzinsen - Wer hat noch nicht, wer will noch mal?

Nachdem die japanische Zentralbank (BoJ) Ende Januar einen Negativzins in Höhe von minus 0,10% auf Giroguthaben der Banken bekanntgegeben hat, war es nur eine Frage der Zeit, bis auch die Rendite der Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit ins Negative rutscht.

Entlang der japanischen Ertragskurve (yield curve) waren die Renditen von JGB bis zu einer Laufzeit von neun Jahren negativ. Nun ist auch die Rendite der 10-jährigen Staatsanleihen am Dienstag unter die Null-Marke gefallen.

Damit meldet zum ersten Mal ein G7-Land eine Negativrendite für Staatspapiere mit 10 Jahren Laufzeit. Das bedeutet, dass Anleger für das Privileg, dem japanischen Staat Geld zu leihen, eine Art Entschädigung leisten.

Interessant ist zu erfahren, dass die Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses der BoJ vor einem weltweiten Wettlauf um Niedrigzinsen warnen. Wie es aus heute vorgelegten Sitzungsnotizen der BoJ hervorgeht, zeigt sich eine Minderheit im BoJ-Ausschuss besorgt, dass Negativzinsen nach hinten losgehen, weil Finanzakteure Risiken von weiteren Zinssenkungen befürchten.

Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit tragen selten eine Negativ-Rendite. Als Ausnahme gelten zur Zeit die 10-jährigen Schweizer Staatspapiere, die aktuell eine Rendite von minus 0,37% aufweisen.



Japan: Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit zum ersten Mal mit Negativ-Rendite: -0,03%, Graph: FT



Die Renditen können also in den negativen Bereich abrutschen. Es ist daher schwierig, eine wahre Untergrenze festzumachen. Natürlich wissen wir, dass eine sichere Aufbewahrung Kosten verursacht, wenn man Bargeld halten will.



Wechselkurs: JPY pro USD; JPY wird stärker, Graph: FT


Entscheidend ist aber der Anreiz zum Halten einer zusätzlichen Geldeinheit; also des Grenzwertes (at the margin), wie die Zinssätze, die sich aufgrund des marginalen Satzes bilden, d.h. des Zinses, der auf eine zusätzliche Einheit an Sichtguthaben angewandt wird.

In normalen Zeiten mag es für die Geldnachfrage gelten, dass wir so viel Bargeld halten, (bis oder) wo die Opportunitätskosten der Geldhaltung (der Zinssatz für andere sichere Anlagen) dem Nutzen aus der erhöhten Liquidität entsprechen.

Sobald aber die Rendite der sicheren Anlagen null oder weniger beträgt, gibt es keine Opportunitätskosten mehr. Das heisst, dass die Menschen sich damit zufriedengeben. Mit anderen Worten betrachten sie den marginalen Wert der (Bar-) Geldhaltung lediglich als Wertaufbewahrungsmittel; nicht (mehr) als Tausch- und Zahlungsmittel. Deshalb ist es verwunderlich, aber nicht ausgeschlossen, dass die Rendite der sicheren Anlagen unter null fallen kann und damit auch trades stattfinden.





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