Mit dem offensichtlichen Anstieg
der Arbeitslosigkeit im Jahr 1930 hat John
Maynard Keynes seine Wirtschaftstheorie weiter ausgebaut. Damit hat er zur
Entstehung eines neuen Bereichs, was heute als Makroekonomie bekannt ist, wesentlich
beigetragen.
Mit dem Sparparadoxon (paradox of thrift) hat Keynes darauf
hingedeutet, dass die gesamtwirtschaftliche Nachfrage sinkt, wenn in schlechten
Zeiten alle gleichzeitig sparen. Sein neuer Ansatz (macroeconomics) hat dem Wort „Arbeitslosigkeit“ ausserdem eine neue Bedeutung
beigemessen.
In den zum grössten Teil
landwirtschaftlich geprägten Volkswirtschaften des 19. Jahrhunderts waren die
Menschen in einem jährlichen Zyklus, der sich durch wirtschaftliche Konditionen
nicht änderte, beschäftigt. Arbeitslose Menschen konnten entweder keine Arbeit finden
oder sie wollten einfach nicht arbeiten. Sie wurden im nachhinein als „freiwillig
arbeitslos“ bezeichnet.
Keynes hingegen hat die
Konditionen beschrieben, in denen Arbeitnehmer arbeiten wollen, aber keine
Stelle finden. Sie sind unfreiwillig arbeitslos. Diese Art von Arbeitslosigkeit
hat sich v.a. Ende des 19. Jahrhunderts entwickelt.
Das Sparparadoxon kann dazu
führen, wie Keynes gezeigt hat, dass die Arbeitsplätze für diejenigen Menschen,
die eine Arbeit suchen, knapp werden.
Arbeitslosigkeit in den USA, der
EU und in Japan im Vergleich, Graph:
Morgan Stanley
Keynes war der erste Ökonom, der argumentierte, dass unfreiwillige
Arbeitslosigkeit ein Ergebnis des Versagens auf dem Produktmarkt ist, nicht eines
Versagens auf dem Arbeitsmarkt.
Das Problem lag also nicht in
Lohnverhandlungen, sondern im Unvermögen der Unternehmen, ihre Produkte zu verkaufen,
was wiederum ein Ergebnis der Sparbemühungen in der gesamten Wirtschaft war,
was schliesslich auf dem BIP lastete, in Form eines verminderten
Wirtschaftswachstums. Wenn alle gleichzeitig auf Sparkurs setzen, führt die
geringere Nachfrage nach Produkten zu einem geringeren Konsum. Am Schluss geht
es allen schlechter.
Das ist eine Lehre aus der Great Depression, die heute in der im
Sog der Finanzkrise von 2008 ausgelösten schweren Rezession in der Eurozone nicht
vergessen werden darf. Arbeitskräfte sind arbeitslos, weil es nicht genügend
Jobs gibt, nicht weil sie in Gewerkschaften organisiert sind oder „zu hohe“
Löhne fordern.
Der Weg zur Vollbeschäftigung
führt daher via Produktmärkte, die vorerst gerichtet werden müssen. Es ist unangebracht,
im heutigen Umfeld der depressiven Wirtschaft von Fachkräftemangel zu reden. Das Augenmerk auf die Angebotsseite der Wirtschaft zu
richten, ist irreführend. In der Great
Recession haben wir schliesslich mit Nachfragemangel zu tun.
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