Freitag, 28. Oktober 2011

Rückschlag: Refinanzierungskosten für Italien steigen

Italiens Refinanzierungskosten sind heute auf einer Auktion von Staatsanleihen auf einen Rekordwert geklettert. Die Renditen sind in der drittgrössten Volkswirtschaft der EU angesichts der bestehenden Sorgen, dass die Bemühungen um eine Lösung der Eurozone-Krise nicht ausreichen werden, stark gestiegen.

Rom hat heute Staatsanleihen im Volumen von 3,08 Mrd. Euro für die Laufzeit von 3 Jahren zu einer Rendite von 4,93% verkauft. Das ist der höchste Zinssatz seit November 2000, wie Bloomberg berichtet. Während die italienischen Anleihen an Wert verloren haben, waren die deutschen Bundesanleihen gefragt.

Der Renditeaufschlag (spread) der italienischen Staatsanleihen gegenüber deutschen Bundesanleihen mit vergleichbarer Laufzeit ist von 368 Basispunkten auf 381 Basispunkte gestiegen. Das ist sicherlich ein Rückschlag für die Euro-Retter.


Euro Staatsanleihen (10 Jahre) versus German Bunds (10 Jahre), Graph: Laurence Mutkin, Morgan Stanley

Italien hat heute insgesamt 7,9 Mrd. Euro mit verschiedenen Laufzeiten aufgenommen, weniger als die geplante Summe von 8,5 Mrd. Euro
Italien hat ferner auf der Versteigerung Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit zu einer Rendite von 6,06% verkauft. Das ist der höchste Zinssatz, den Italien seit Einführung des Euros hat zahlen müssen.


Renditeaufschlag italienischer Staatsanleihen (10 Jahre) gegenüber deutschen Bundesanleihen, Graph: Bloomberg

Die Märkte für Staatsanleihen in der Währungsunion sind anfälliger geworden. Das ist das Argument, das Paul De Grauwe seit Monaten vorträgt. Besondere Zustimmung findet der an der University of Leuven lehrende Wirtschaftsprofessor auch von Paul Krugman und Martin Wolf.

Die Zentralbank soll daher nicht nur für die Preisstabilität sorgen, sondern auch die Stabilität im Finanzsystem. Ansonsten besteht die Gefahr, dass eine anfängliche Liquiditätskrise eine sich selbst verstärkende Abwärtsspirale auslöst. Das ist heute im Fall von Italien und Spanien deutlich zu erkennen. Krugman hebt daher die Notwendigkeit für ein open-ended credit hervor. Das heisst, dass die EZB die lender of last resort Funktion ausübt. De Grauwe betont deshalb immer wieder, dass die EZB die einzige Institution ist, die diese Abwärtsspirale unterbinden kann, indem sie ohne Limite im Markt interveniert.

Die EFSF ist deswegen in den Augen des belgischen Ökonomen nur ein finanzielles Gimmick, von dem die europäischen Staats- und Regierungschef erwarten, dass es die Probleme in der Eurozone löst. Nur wenn die EZB sich verpflichtet, Anleihen zu kaufen, kann die Anstecklung verhindert werden.

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