Sonntag, 11. September 2011

Euro, die Währung ohne lender of last resort

Seitdem die EZB Staatsanleihen von EU-Ländern in Finanznot kauft, platzt den Falken in der Eurozone der Kragen.

Jürgen Stark, EZB-Chefökonom ist kürzlich zurückgetreten, weil er den Kauf von Staatsanleihen durch die EZB nicht billigt. Auch Axel Weber, Bundesbank-Chef hatte aus demselben Grund das Amt niedergelegt.

In den Augen der Falken ist die Euro-Krise, die in der Tat eine Folge der von den Banken ausgelösten Finanzkrise ist, eine Staatsschuldenkrise. Die beiden deutschen Mitglieder im EZB-Rat wollen die EZB nicht als lender of last resort (Kreditgeber der letzten Zuflucht) agieren sehen.

Die EZB soll sich laut Falken um die Inflationsbekämpfung kümmern, nicht um die Staatsanleihen. Und die Mitgliedsländer sollen immer sparen, d.h. die Gürtel enger schnallen.

Ein Kopf-an-Kopf Vergleich von Spanien und Grossbritannien hingegen zeigt die Probleme auf, mit denen der Euro konfrontiert ist. Legt man die jüngsten IWF-Daten zugrunde, ergibt sich die folgende Abbildung, die Paul Krugman in seinem Blog liefert.


Ein Vergleich der finanzpolitischen Perspektiven für Spanien und Grossbritannien, Graph: Prof. Paul Krugman

Spanien hatte am Vorabend der Finanzkrise geringe Verschuldung, und einen Überschuss im Haushalt. Trotz des schweren Abschwungs dürfte Spaniens Schulden weniger wachsen als die von Grossbritannien, betont Krugman.

Doch die Märkte führen sich so auf, als ob Spanien hoch riskant wäre, während britische Staatsanleihen als sicherer Hafen wie amerikanische oder deutsche Staatsanleihen behandelt werden, legt der an der Princeton University lehrende Wirtschaftsprofessor dar.

Gewissermassen mag das die Realität widerspiegeln, dass die britischen Wachstumsaussichten besser sind, weil Grossbritannien den  Pfund abgewertet hat und und die Tatsache, dass Grossbritannien sich den Weg nicht so wie Spanien (dank dem Euro) deflationieren muss.

Der wichtigste Unterschied ist aber, wie Paul DeGrauwe hervorhebt, dass Grossbritannien sich an die Bank of England (BoE) wenden kann, wenn es aus Finanzierungsgründen notwendig wird, und daher nicht dem Risiko des Ansturms durch die Gläubiger gegenübersteht wie Spanien.

Was für Europa nötig ist, ist laut Krugman klar: Spanien und Italien die Art von Unterstützung bereitzustellen, die die Länder mit der eigenen Landeswährung sonst hätten. Sonst ist das ganze Eurosystem am Rande des Zusammenbruchs, und zwar nicht im Verlauf der Jahre, sondern im Verlauf von ein paar Wochen, erklärt Krugman.

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