Sonntag, 3. Juli 2011

Cash ist nicht das Problem

Vor der Finanzkrise 2008 waren Unternehmen Netto-Kreditnehmer, und zwar in dem Masse, dass sie sich bevorzugt auf die inländische Finanzierung verlassen haben, bemerkt Paul Krugman in seinem Blog. Alles, was ihre Gewinne gesteigert hat, muss zumindest zu einigen zusätzlichen Investitionen geführt haben.

Nun nehmen aber Unternehmen im Grossen und Ganzen viel mehr Gewinne ein als sie investieren wollen, um ihr Geschäft auszubauen. So leihen sie das überschüssige Geld weiter, indem sie sie in verschiedenen Wertpapieren parken. Es gibt daher absolut keinen Grund, zu glauben, dass eine Besteuerung der Privatjets der Unternehmen die Investitionen senken würde oder dass eine Steuerbefreiung (tax holiday) für repatriierte Mittel Investitionen erhöhen würde, unterstreicht der an der Princeton University lehrende Wirtschaftsprofessor.


Kreditvergabe durch inländische Unternehmen (USA), Graph: Prof. Paul Krugman

Was die Banken betrifft, erklärt Krugman, dass höhere Eigenkapitalanforderungen oder eine Strafgebühr (penalty charge) eine Schrumpfung der Bilanzen der Banken zur Folge hätte. Aber, na und? Mit so viel bei der Fed geparktem Geld gibt es keinen Grund, anzunehmen, dass eine solche Schrumpfung die Kreditvergabe an Unternehmen verringern würde, welche ohnehin nicht auf der Suche nach mehr Kredit sind.

PS:
(a) Schwimmen die Unternehmen in Cash? Ja. Krugman liefert dazu die folgende anschauliche Abbildung (cash flow vs. Investitionen). Da nicht alle Investitionsausgaben aus Unternehmen kommen, unterschätzt die graphische Darstellung tatsächlich das Ausmass, wie Unternehmen mehr Cash einnehmen, als sie zu investieren gedenken.


US-Unternehmen: Netto Cash Flow versus Investitionen, Graph: Prof. Paul Krugman


(b) Die Banken sitzen auch auf grossen Mengen an Bargeld, die sie nicht als Kredit vergeben.

Das sind keine abstruse Punkte: Im Gegenteil. Die Tatsache, dass Unternehmen nicht investieren so viel wie sie könnten, gehört mittlerweile zu wiederholten Forderungen der rechtsstehenden Politiker, die behaupten, dass Unternehmen wegen der politischen Unsicherheit nicht investieren. Eigentlich halten sich die Unternehmen zurück, weil sie nicht genug Nachfrage seitens der Verbraucher gegenübersehen. Cash ist aber in jedem Fall kein Problem.


Überschussreserven der Banken, Graph: Prof. Paul Krugman


Es ist wirklich bemerkenswert (ein beeindruckender Fall für widersprüchliches Denken), wie Krugman beschreibt, dass die dieselben Leute, die die Tatsache beklagen, dass die Unternehmen und die Banken auf Cash sitzen, darauf bestehen, dass es total wichtig sei, dass wir diesen Unternehmen und Banken mehr Cash geben, sodass sie investieren und Arbeitsplätze schaffen.

Das sieht man in einer Reihe von Zusammenhängen. (1) Das Thema Rückführung der Gewinne, wo Unternehmen einen grossen Steueranreiz gegeben werden soll, damit sie diese Gelder nach Hause zurückbringen und darauf sitzen oder es verwenden, um ihre eigenen Aktien zu kaufen, ist Nummer 1.

(2) Das zweite Thema ist, die Art und Weise, wie die Republikaner sich gegen die Versuche stellen, Steuerermässigungen für Firmenjets im Zaum zu halten. Was sie im Grunde sagen, ist, dass Sie, wenn Sie Lohn-Zahlern das Geld wegnehmen, die Beschäftigung verringern werden. Diese „Lohn-Zahler“ sitzen aber bereits auf viel Cash und sie verwenden sie nicht, um Löhne oder sonst was zu zahlen.

Und (3) das dritte Thema ist, was die Banken betrifft. Wir dürfen die Banken für das Hypotheken-Chaos nicht verantwortlich machen oder höhere Eigenkapitalanforderungen stellen oder irgendetwas, weil es die Fähigkeit der Banken zur Kreditvergabe reduzieren würde. Die Tatsache ist, dass alles, was sie tun müssten, wenn sie Kredit verleihen würden, einen Teil dieser riesigen Überschüsse (excess deposits) bei der Fed abzuheben.

Fazit: Mangel an Cash (sowohl im Finanzsektor als auch bei Unternehmen) ist nicht das Problem in der Wirtschaft. Und mehr Cash an diese Spieler regnen zu lassen, würde nichts verrichten, es sei denn, die Spieler würden mit Cash überschüttet.

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