Die US-Notenbank hat am vergangenen Donnerstag angekündigt, von jetzt an (beginnend am 27. April) vier Pressenkonferenzen im Jahr zu halten. Die Fed will damit nach eigenen Angaben (1) die aktuelle Wirtschaftsprognosen des geldpolitischen Ausschusses (FOMC) präsentieren und (2) zusätzliche Informationen im Zusammenhang mit den geldpolitschen Entscheidungen des FOMC liefern. Die geplanten Pressekonferenzen stellen einen weiteren Schritt in Richtung mehr Offenheit dar. Die Fed war in ihrer Geschichte äusserst geheimnisvoll. Die US-Notenbank hat nie den Versuch unternommen, ihre geldpolitischen Entscheidungen im Voraus zu signalisieren, bemerkt Mark Thoma in einem lesenswerten Essay („Bernanke’s New Quarterly Preiss Conference“) in CBS Money Watch. (a) Der erste Schritt in Richtung mehr Offenheit kam im Jahr 1975 zustande, erinnert Thoma. Die Fed geriet damals in eine erhebliche und berechtigte Kritik über ihre Reaktion auf die Ölpreisschocks und andere Probleme in den frühen 1970er Jahren.
Der Kongress nahm den kräftigen Inflationsanstieg zum Anlass, den Fed-Präsidenten zweimal jährlich zu einem Auftritt für Aussage (Testimony before Congress) vor dem Kongress aufzufordern. (b) Die Fed hat seitdem ihre Bewegungen in Richtung mehr Offenheit auf freiwilliger Basis fortgesetzt. Im Jahr 1994 hat die Fed angefangen, die Veränderungen im geldpolitischen Kurs (policy stance) anzukündigen. Ab 1995 hat die Fed begonnen, explizit auch die Leitzins-Ziele („Fed Funds Rate“) in Aussicht zu stellen. Im Gegensatz zu den Veränderungen aus dem Jahr 1975, die von Kongress in Auftrag gegeben worden waren, wurden die neuen Veränderungen v.a. durch die theoretischen Modelle in Sachen Geldpolitik motiviert: Je mehr Informationen über die Absichten der Geldpolitik für die Leute bereitgestellt werden, desto besser kommt die Geldpolitik in der Öffentlichkeit an.
Das ist jedoch nicht die ganze Geschichte, erklärt der an der University of Oregon lehrende Wirtschaftsprofessor. Die Fed hat während der Krise an Glaubwürdigkeit verloren. Die Notenbanker sind über den Verlust der Glaubwürdigkeit und v.a., falls die Inflation zu einem Problem werden sollte, den weiteren Verlust ihrer Unabhängigkeit und Autorität besorgt, bekräftigt Thoma.
Die Fed sieht die Gefahr, und versucht, mehr Klarheit über die Politik zu schaffen, um sich vor weiteren Schäden zu schützen. Es ist möglich, dass die Pressekonferenzen mehr Verwirrung stiften als Klarheit schaffen. Aber es ist alles in allem eine gute Idee, die Öffentlichkeit viermal jährlich zu informieren.
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