Paul Krugman deutet in seinem Blog auf Atrios, der in Eschaton seine Verärgerung über David Wessels Kolumne („Prescriptions to Revive Recovery“) in WSJ zum Ausdruck bringt. Wessel bemerkt nämlich, zusammenfassend, dass „manche Leute von Anfang an gedacht haben, dass das Konjunkturpaket viel grosser hätte sein sollen. Hahaha! Es hat sich herausgestellt, dass der Stimulus zu wenig war, sodass wir jetzt etwas mehr davon brauchen“.
Der WSJ-Kolumnist legt zudem nahe, dass mehr Freihandelsabkommen zu einer Erhöhung der Beschäftigung führen würde. Wo kommt das aber her? Die Argumente für den Freihandel betreffen Mikroökonomie und Effizienzsteigerung. Es gibt keinen besonderen Grund, anzunehmen, dass die Liberalisierung des Handels die Probleme der mangelhaften Nachfrage behebt, hält Krugman fest.
Man lernt es in Volkswirtschaftslehre im ersten Semester (Econ 101), dass die gesamtwirtschaftlichen Ausgaben (aggregate spending) Y = C + I + G + (X – M) sind, wobei C Konsumausgaben, I Investitionen, G Staatsausgaben und (X-M) Exporte minus Importe darstellen.
Warum ist also die Liberalisierung des Handels eine Antwort auf unsere aktuellen Probleme? Weil, sagt Wessel, es das Vertrauen der Unternehmen steigern würde. Warum genau? Der Grund, der in den Sinn kommt, ist, dass es die Handelsschranken abbaut, was ein zentrales Argument Lionel Robbins Buch aus dem Jahr 1934 ist, wie Krugman kürzlich davon berichtet* hat. Die gleiche Zusammenhangslosigkeit war nämlich auch damals vorhanden.
Im Übrigen: Warum war es wert, dass die Volkswirtschaften Westeuropas in den 1950er Jahren viele der protektionistischen Massnahmen der 1930er Jahre beibehalten haben? Inbesondere Kapitalverkehrskontrollen hatten für eine lange Zeit Bestand. Und die Volkswirtschaften hatten Vollbeschäftigung, erinnert Krugman.
PS: *
Lionel Robbins Buch aus dem Jahr 1934 („The Great Depression“) ist recht aufschlussreich: vernünftig im Ton, voller Tabellen und Fakten, klar als das Werk eine weisen Beobachters zu sehen, eine in der Tat Very Serious People. Und ganz und gar, völlig verbohrt, beschreibt Krugman, der sich auf seiner Reise in England vergangene Woche eine gebrauchte Ausgabe gekauft hat.
„Das Wesentliche einer Erholung aus einer Position, in der die Welt sich befindet, ist eine Rückkehr des Vertrauens für Unternehmen“, erklärt Robbins. Wie soll aber das Vertrauen wiederhergestellt werden? Er bietet keine logische Erklärung. Er ist gegen expansive Geldpolitik, selbst angesichts der Deflation von 1929-33. Aber Robbins besteht darauf, dass das Problem das Vertrauen betrifft. Er erklärt, dass die geldpolitische Expansion „Unsicherheit“ auslösen und deshalb das Vertrauen verletzen würde. Er verurteilt Wechselkursflexibilität, wieder, weil es Unsicherheit schafft und das Vertrauen untergräbt.
Robbins erklärt weiter, dass die Ursache der Depression die übermässigen staatlichen Eingriffe sind. Die Abhilfe, um das wesentliche Vertrauen wiederherzustellen, sei eine Rückkehr zum Goldstandard. Man kann sehen, wie diese Art der politischen Analyse, die auf Aberglauben beruht, im Jahre 1934 glaubwürdig mag erschienen sein, obwohl selbst vor-General Theory von Keynes hätte erklärt werden können, wie falsch Robbins liegt. Aber man hätte heute gehofft, dass solche Dinge in die Vergangenheit gehören.
Der jüngste BIZ-Bericht ist im Stil von Robbins 1934 verfasst, mit viel weniger Ausrede, hebt Krugman hervor. Robbins fehlte ein Rahmen, um aus den Ereignissen einen Sinn herzuleiten. Und die BIZ steht genau dem wirtschaftlichen Syndrom, welches von Keynes analysiert wurde, gegenüber. Und in dieser Angelegenheit hätte auch Milton Friedman drastische Massnahmen gefordert. Aber die BIZ hat es vorgezogen, diesen Rahmen zu ignorieren und spielt stattdessen mit dem monetaristischen Calvinball.
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