Sonntag, 10. Juli 2011

Warum Löhne noch steigen

(Wonkish)

Ein Grund, warum Vergleiche zwischen den aktuellen Ereignissen und den 1970er Jahren so falsch sind, und die Befürchtungen, dass die Stagflation gleich um die Ecke lauert, ist das Fehlen jeglichen Anstiegs der Löhne, erklärt Paul Krugman in seinem Blog.

Aber manche Leute fragen, warum die Löhne mit all dieser Arbeitslosigkeit überhaupt noch steigen? Eine Antwort ist, dass es mit den Löhnen noch einiges leapfrogging (Überspringen) gibt, weil erwartet wird, dass die Löhne steigen: ein Prozess, worauf Krugman bereits hingedeutet hat, als er versuchte, zu erklären, warum es wichtig ist, das Konzept von Kerninflation zu verstehen.


Durchschnittliche Stundenlöhne in den USA, Graph: Prof. Paul Krugman

Krugman vermutet aber, dass dies nicht die ganze Geschichte ist und dass die abwärtsgerichtete Nominallohn-Rigidität (die grosse Zurückhaltung der Arbeitgeber, tatsächliche Lohnkürzungen nachzufragen und der Arbeitnehmer, anzunehmen) am Werk ist.

Aber moment Mal: Wie kann eine Null-Untergrenze von Lohnveränderungen steigende Löhne erklären?

Menschen sind verschieden, mit unterschiedlichen Fähigkeiten, unterschiedlichen Standorten usw. Als Folge würde ein Arbeitsmarkt, wo Angebot und Nachfrage durchschnittliche Löhne unverändert halten „wollen“, tatsächlich „wollen“, dass die Löhne von einigen Menschen steigen, während die Löhne von einigen Menschen fallen. Es würde wie folgt aussehen, legt Krugman dar.


„Natural“ wage change, Graph: Prof. Paul Krugman

Nehmen wir aber an, dass es sehr schwer ist, Lohnkürzungen zu bekommen. Dann würde die tatsächliche Verteilung der Lohnveränderungen abgeschnitten, mit sehr wenigen Aufnahmen, beschreibt Krugman weiter.


Actual wage change, Graph: Prof. Paul Krugman

Und das Ergebnis wäre, dass die durchschnittlichen Löhne in einem schleppenden Arbeitsmarkt tatsächlich steigen.

Sieht der Arbeitsmarkt tatsächlich so aus? In einer neueren Forschungsarbeit versuchen Barrattieri, Basu und Gottschalk die aktuelle Verteilung der Lohnänderungen zu zeigen. Die Autoren sind sehr vorsichtig, was die abwärtsgerichtete Nominallohn-Rigidität betrifft. Aber die Daten (aus den späten 1990er Jahren, eine Zeit, wo die Nachfrage nach Arbeitskräften stark war, aber nicht für alle), die sie liefern, sehen wie folgt aus.


Downward Nominal Wage Rigidity, Graph: Alessandro Barrattieri, Susanto Basu und Peter Gottschalk in: Some Evidence on the Importance of Sticky Wages

Fazit: Die Wirtschaft befindet sich laut Krugman in einem Zustand der zensierten Lohndeflation (wage deflation), wobei die zugrunde liegenden Kräfte versuchen, die Löhne zum Fallen zun bringen. Aber dank der Kombination von Streuung und Rigidität (Starrheit) steigen die Löhne noch immer langsam.

Und das bedeutet, dass wir einer Wirtschaft mit verzweifelt mangelhaften Nachfrage gegenübersehen.

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