Sonntag, 10. Juli 2011

Arbeitslosigkeit ist nicht strukturell

Mark Thoma deutet in seinem Blog auf einen aktuellen Beitrag von Arin Dube hin, der zeigt, wie die Schätzungen des Okunschen Gesetzes mit der Behauptung, dass die Arbeitslosigkeit eher strukturell als konjunkturell ist, im Widerspruch stehen.

Dube schreibt, dass er nach der Lektüre von Paul Krugmans Beitrag beschlossen habe, durch die Einschätzung der Prognosen der ausserhalb des normalen Musters liegenden Veränderungen der Arbeitslosenquote während der Grossen Rezession basierend auf die vor-2007-Beziehung gemäss Okuns Gesetz (d.h. eine Regression der Veränderung der Arbeitslosenquote an der prozentualen Veränderung des realen BIP) weiterzubearbeiten.

Als Ausgangspunkt schätzt Dube die vor-2007 Beziehung gemäss Okuns Gesetz ein, indem er die Daten von 1948 bis 2008 verwendet. Dube benutzt die Daten von 2007 anstatt von 2008, weil die Arbeitslosigkeit 2007 begonnen hat, zu klettern.


Arbeitslosigkeit versus Wirtschaftswachstum (Okuns Gesetz), Graph: Arin Dube via Prof. Mark Thoma
Die blauen Punkte: die aktuellen Veränderungen, die rote Linie: die angepassten Werte.

Wie erwartet zeigt die Abbildung, dass das BIP um mehr als 2% wachsen muss, um die Arbeitslosenquote zu senken.

Was passiert, wenn wir das historische Okuns Gesetz verwenden, um die Veränderungen der Arbeitslosenquote im Zeitraum von 2001 bis 2011 zu schätzen? In der nachfolgenden Abbildung sind die aktuellen Veränderungen der Arbeitslosigkeit por Quartal mit den vorhergesagten Werten eingetragen. Die rote Linie ist nur die 45-Grad-Linie, um zu zeigen, wie die aktuellen Veränderungen in Arbeitslosigkeit aussähen, wenn sie genau nach dem Okuns Gesetz folgen würden.

PS: 01jan2010 bedeutet I.Q.2010 und 01apr2010 bedeutet II.Q.2010.


Die aktuellen Veränderungen der Arbeitslosigkeit por Quartal mit den vorhergesagten Werten (Arbeitslosigkeit versus Wirtschaftswachstum), Graph: Arin Dube via Prof. Mark Thoma

Es gilt, zu beachten, dass die historische Prognose die Veränderung der Arbeitslosenquote während 9 Quartalen unter-schätzt, während 8 Quartalen über-schätzt hat. Es gibt also absolut keinen Beweis dafür, dass die Arbeitslosenquote auf einem viel höheren Niveau liegen würde als wenn sie durch die Schwankungen des BIP vorhergesagt werden würde.

In der Tat ist der tatsächliche Rückgang der Arbeitslosigkeit in den vergangenen 6 Quartalen grösser gewesen als das, was durch das reale BIP geschätzt worden wäre. Das bedeutet, dass die Prognosefehler negativ gewesen sind.

Es ist jedoch auch der Fall, dass die Veränderung der Arbeitslosenquote v.a. zwischen 2008 und 2009 grösser gewesen ist als das, was durch den Rückgang des BIP vorhergesagt worden wäre. Das bedeutet, dass die Prognosefehler am Anfang positiv gewesen ist.

Die wichtigste Schlussfolgerung ist, dass sowohl der anfängliche Anstieg der Arbeitslosigkeit als auch der folgende Rückgang (auf Okuns Gesetz und dem aktuellen BIP-Wachstum basierend) verstärkt waren.

Das ist nicht die Unterschrift der strukturellen Arbeitslosigkeit. Eine strukturelle Arbeitslosigkeit würde eine Asymmetrie zeigen: ein Anstieg der Arbeitslosigkeit, die in der Nähe oder sogar über der Norm (basierend auf dem BIP-Rückgang) liegt, und aber eine Abnahme der Arbeitslosigkeit, die im Vergleich mit dem BIP-Wachstum verhalten ausfällt. Das ist nicht der Fall, wie wir gerade beobachten, fasst Dube zusammen.

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